Die Wandlung des Dominik Paris vom Halodri zum Superstar, ff 2/2019
Leben
Leps wird zu Göttertrank
Aus ff 08 vom Donnerstag, den 21. Februar 2019
Wie Edmund Mach die Südtiroler Weine gut gemacht hat.
Die aktuelle Kellermeister-Generation hat viele Verdienste. Aber nicht alle Errungenschaften gehen auf sie zurück. Wenn wir von einem Traminer Gewürztraminer hören, der 100 Parker-Punkte bekommen hat; von einer Eppaner Weißwein-Cuvée, welche im schönsten Hotel Südenglands für sage und schreibe 70 Pfund das Glas (!) angeboten wird; oder von einem alten Terlaner Chardonnay, der einen Ehrenplatz erhalten hat in der Enoteca Pinchiorri, dem weinberühmtesten 3-Michelin-Sterne-Restaurant Italiens, dann ist das auch das Verdienst unserer Ahnen.
Vor über 150 Jahren war das Urteil der Fachwelt über unsere Weine tief gespalten: Einerseits erwähnt August Wilhelm Freiherr von Babo, Gründer und erster Direktor der Weinbauschule in Klosterneuburg (1860), unsere Weine sehr wohl in seinem Wein-Standardwerk, jedoch reiht er sie meistens unter die „geringen“ oder die „mittleren“ ein (>Lagrein liefert sehr dunkel gefärbte Rotweine, die sich hervorragend zum Verschnitt mit farbstoffarmen Rotweinen eignen<).
Und ein seinerzeit weinbekannter Piefke, pardon: Dr. Wilhelm Hamm lästerte in seinem Wein-Lehrbuch von anno 1865: „Der Rebsatz Tirols besteht nur aus saftigen, frühreifen Trauben ... Die Qualität der Tiroler Weine ist sehr verschieden. Im Allgemeinen sind sie eher leicht, als geistig, natürlich rein und sehr gesund. Sie besitzen eine beträchtliche Menge eigentlicher Weinsäure, aber sehr wenig freie Säure; ganz fehlt es ihnen an Parfüm, häufig an Körper; sie sind meistens von geringer Haltbarkeit, daher auch die äußerst unbedeutende Nachfrage. ... Rebsatz, Mostung, Kellerwirtschaft lassen überall zu wünschen übrig und sind Ursache, daß Tirol so viele schwache Säuerlinge erzeugt.“
Neun Jahre später wurde in San Michele die landwirtschaftliche Lehranstalt gegründet – unter der Leitung von Edmund Mach, dem herausragenden Önologen seiner Epoche. Mach war ein Glücksfall für das Trentino, für Südtirol und für die gesamte k.u.k. Monarchie (die nach dem Wegfall der Lombardei und des Veneto besonders nach füllig-würzigen Rotweinen aus Welsch- plus Südtirol „glúschtete“ ...).
Mach leitete die Renaissance im Tiroler Weinbau ein: Er regte die Einführung neuer Sorten aus Frankreich an, er entwickelte neue Methoden im Weinbau und im Keller, und er unterstützte die den Händlern ausgelieferten Kleinbauern zur Gründung von Kellereigenossenschaften.
Die Bauern lebten damals in schwierigen Verhältnissen, von Wohlstand war nur selten die Rede. Vor allem viele Trentiner Bauern wanderten aus oder mussten sich damit begnügen, in würdevoller Armut zu überleben. Vor diesem wirtschaftlichen Hintergrund erfand Edmund Mach als Institutsgründer von San Michele und als Weinpionier eine ganz neue Formel: Zum ersten Mal wurde der Unterricht durch eine praktische Ausbildung im angrenzendem landwirtschaftlichem Betrieb ergänzt, wo die Schüler bei der anfallenden Arbeit viel für ihre zukünftige Praxis am elterlichen Hof lernen konnten.
Und wenn wir heute von bekannten (Cabernet Sauvignon, C. Franc, Merlot) und vielleicht weniger bekannten französischen Sorten (Petit Manseng, Petit Verdot, Grenache, Syrah) hören, die in exzellenten und hoch dekorierten Südtiroler Weinen enthalten sind, dann haben wir das Edmund Mach zu verdanken, der die Erforschung, Pflanzung und Verbreitung neuer, interessanter Rebsorten in unserem Gebiet begründet hat.
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