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Leben
Kitas und Covid: Intergenerationelle Verarsche
Aus ff 50 vom Donnerstag, den 15. Dezember 2022
Jetzt ist es offiziell: Das Robert-Koch-Institut hat festgestellt, dass Schließungen der Kitas in der Pandemie unnötig waren. Also waren sie auch in Südtirol unnötig geschlossen. Tja. Jetzt sind die Kinder halt alle dicker, trauriger und blöder, aber naja, man kann schließlich nicht alle retten, nicht wahr? Und immerhin ist es uns gelungen, die Flughäfen, Skilifte und Hoteliers zu retten! Und zwar so gut, dass Südtirol heuer ein Nächtigungsplus von 10 Prozent verzeichnet.
Analog dazu haben auch die Kinder ein geistiges Umnächtigungsplus von mehreren Prozenten im Bereich Depression und Selbstgefährdung. Nach all den Lockdowns galten bis vor wenigen Monaten für Kleinkinder in Südtirol zusätzlich noch absurde Quarantäneregelungen. „Rückwirkend bewertet, wäre die Schließung der Kitas nicht nötig gewesen“, twitterte der deutsche Gesundheitsminister kleinlauterbach.
Endlich mal ein Tweet, der gegen Maxis Angststörung, Mias Betreuungsproblem und Mamis Altersarmut wirklich hilft! Wenn wir jetzt alle gemeinsam nochmal für die Kinder klatschen, können wir das Problem ebenso wie den Pflegenotstand ad acta legen und das Wiederaufbaugeld in Schneespeicher stecken.
Wo sind denn jetzt die ganzen lobbystarken Politflüsterer mit ihren Rufen nach Prävention und Subvention, wenn’s um die Rehabilitation der Kinder geht? Man hört nix. Nur ab und zu, dass die Jugend nicht so rumheulen soll, während man selbst sich weinerlich an seinen SUV und seine Kuhmilch klammert.
Intergenerationelle Verarsche ist, wenn die, für die unsere Kinder monatelang auf ihre Freiheit verzichtet haben, jetzt die letzten Ressourcen im Namen einer „freien“ Wirtschaft verprassen. Oldies, ihr seid in der Bringschuld!
von Barbara Plagg | Wissenschaftlerin,
Unidozentin und Autorin
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