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Leitartikel
Eine Frage des Überlebens
Aus ff 01 vom Donnerstag, den 04. Januar 2018
Ein Quasimonopol schaffen, um der Krise zu begegnen. So lautet die Strategie der Athesia und anderer Konzerne. Vielfalt und die Demokratie bleiben dabei auf der Strecke.
Die Medienkonzentration sei keine Machtfrage, sondern eine Frage des Überlebens. Das stellte Michl Ebner, Teil des Athesia-Brüder-Gespanns, bei einer Tagung im Oktober zur Medienvielfalt im Landtag fest.
Konzentration scheint die Antwort zu sein auf die schwierige Lage in der Medienbranche. Auch international. Redaktionen werden zusammengelegt, Stellen und Budgets gestrichen. Verlage müssen profitabel sein und bleiben, damit sie überleben können. Synergien müssen genutzt, Redundanzen vermieden werden.
Damit der Athesia-Konzern überleben kann, wurden vorsorglich 80 Prozent der Südtiroler Medienlandschaft unter Kontrolle gebracht. Die Überlebensstrategie erstreckt sich vom Tagblatt der Südtiroler über den Radiosender Südtirol 1 bis hin zum Onlineportal Stol.it.
Auf staatlicher Ebene gibt es Bestimmungen, die verhindern, dass ein Unternehmen ein solches Monopol und eine derartige Machtkonzentration aufbauen kann. Auf regionaler Ebene fehlen sie. So musste die Espresso-Gruppe den Alto Adige auch aufgrund kartellrechtlicher Bestimmungen abstoßen. Während die Athesia zugreifen und die italienische Tageszeitung dem eigenen Portfolio hinzufügen und so regional ihre Macht festigen konnte.
Wohin Medienkonzentration führt, kann man am Beispiel anderer Länder gut beobachten. In autoritären Staaten wie etwa der Türkei, wo Medien gleichgeschaltet und auf Linie gebracht werden. Aber auch in liberalen und alten Demokratien kann man sehen, wohin es führt, wenn Medienhäuser Politik nicht nur beobachten und kommentieren, sondern sich aktiv in sie einmischen. Dazu reicht ein Blick in die USA. Fox News hat Donald Trump nicht nur mit ins Amt verholfen, sondern sich zu einer Art Donald-TV entwickelt. Zu den wirtschaftlichen Nebeneffekten gesellen sich politische, ebenso positive.
Dass ein Medienhaus eine politische Linie hat, ist an sich kein Problem. Solange die Spielregeln einer objektiven Berichterstattung und die Grundsätze des Journalismus gewahrt bleiben. Problematisch wird es dann, wenn Sachverhalte falsch oder einseitig dargestellt werden, um einen bestimmten Zweck zu verfolgen. Wenn politische oder Geschäftsinteressen über die der Leser gestellt werden.
Welche Macht ein Monopolist hat, erlebten wir am eigenen Leib, als wir unsere Titelgeschichte „Monopol Athesia“ im Radio bewerben wollten. Man verweigerte uns die Aufnahme und die Ausstrahlung des Radiospots. Die Absage kam von der Radio-Nachrichten-Agentur RMI. Einem Unternehmen, das zwar eng mit Athesia verbandelt ist, aber nicht zur Athesia-Gruppe gehört.
RMI will nicht die Hand beißen, die sie füttert. Die Athesia die Möglichkeiten ihres Konzerns und des Medienimperiums maximal ausnutzen. Wenn schon Zeitungen, Radiosender und Co. zum Mischkonzern gehören, warum sie nicht für geschäftliche Interessen nutzen?
Unterstützt wird Athesia von der öffentlichen Hand. Für die Onlineportale bezieht sie ebenso öffentliche Förderungen und Beiträge wie für die Tageszeitung Dolomiten und die Radiosender. Obendrauf gibt es noch eine ganze Menge Einfluss. Denn aus dem, was rhetorisch zur Überlebensfrage erklärt wird, resultiert am Ende vor allem eines: Macht.
Die Medienkonzentration mag vielleicht die Antwort auf die Nöte einzelner Konzerne und Akteure sein, der Sache dient sie nicht. Die Sache heißt Journalismus und ist wichtiger denn je. In einer sich immer schneller drehenden Welt braucht es guten, unabhängigen und auf Fakten basierte Berichterstattung. Um Sachverhalten auf den Grund zu gehen, sie einzuordnen und zu erklären. Das ist es, warum wir Journalismus machen. Die Sachen zu schreiben, wie sie sind. Hände zu beißen, egal, ob sie einen füttern oder schlagen wollen.
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