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Leitartikel
Ebners Allmacht
Aus ff 22 vom Donnerstag, den 31. Mai 2018
Die erneute Wahl von Michl Ebner zum Handelskammerpräsidenten zeigt vor allem eines: Er, der mächtige Athesia-Direktor, gibt Südtirols Wirtschaft den Takt vor. Und die Verbände tanzen nur zu gerne dazu.
Als Georg Mayr, der alte Hase des Bauernbundes, das Ergebnis bekannt gab, schaute Walter Amort ziemlich betreten drein: 1 Stimmzettel weiß, 11 Stimmen für Amort, 35 Stimmen für Ebner. Mit so einem mageren Ergebnis hatte der ehemalige Kaufleutepräsident nicht gerechnet.
Die Kaufleute und Dienstleister im HDS haben 11 Stimmen im Handelskammerrat. Sofern alle 11 für ihn gestimmt haben, heißt das: Alle anderen haben nicht für ihn gestimmt. Alle anderen bis auf einen haben für Michl Ebner gestimmt.
Selbst einer der beiden Vertreter von Gewerkschaften und Verbraucherzentrale hat sich für Ebner ausgesprochen – obwohl diese beiden als Ausdruck der Arbeitnehmerschaft traditionell weiß wählen.
Sicher, Walter Amort ist kein Volkstribun, er erscheint oft blass und distanziert. Doch hat er es verstanden, Punkt eins, den HDS in den vergangenen 18 Jahren zu einem schlagkräftigen und funktionierenden Verband zu formen.
Punkt zwei: Athesia-Direktor Michl Ebner führt die Handelskammer als Präsident seit zehn Jahren an. Vor allem in den vergangenen fünf Jahren machte er aus der öffentlichen Institution eine Art Dachverband der Wirtschaftsverbände: Er trommelte für den Flughafen und für den Ausbau der Straßen. Er stemmte sich gegen die überbordende Bürokratie und gegen alles, was ihm nicht in den Kram passte.
Die großen Verbände, vom HDS über den LVH bis hin zu HGV und UVS, mussten sich mit einer Statistenrolle zufriedengeben. Das passte vielen Verbandsvertretern und Wirtschaftstreibenden ganz und gar nicht. Immer wieder gab es ein Murren und ein Knurren – hinter vorgehaltener Hand.
Beobachter waren sich einig: Handelskammerpräsident Ebner hatte den Bogen überspannt. Jetzt bekomme er die Rechnung dafür präsentiert. Wenn er nicht abgewählt werde, so erhalte er wenigstens einen Denkzettel verpasst.
Und schließlich Punkt drei: Ebners Allmacht müsse endlich entscheidend eingeschränkt werden. Dieser Ansicht sind gar einige Wirtschaftskapitäne und Spitzenpolitiker im Lande. Als Athesia-Boss ist Ebner Herr über das größte Medienhaus Südtirols, mit Dolomiten, Stol.it, Alto Adige und Radio Südtirol 1 dominiert es auf allen Kanälen.
In Symbiose mit der Handelskammer schafft es Michl Ebner so, den eigentlichen Wirtschaftslandesrat in die Ecke zu drängen. Der heißt Arno Kompatscher und ist Landeshauptmann.
Kompatscher gefällt die Übermacht des Schattenlandesrates Ebner ganz und gar nicht. Er hält sich diesbezüglich zwar vornehm zurück. Doch Kompatscher und viele seiner Leute hätten gewiss einen Handelskammerpräsidenten Amort lieber gesehen.
Allein die Verbände spielten nicht mit. Außer dem HDS stellten sie sich mit Mann und Maus hinter Ebner.
Sicher, Michl Ebner hat seine Sache nicht schlecht gemacht. Er hat die Handelskammer durch schwere wirtschaftliche Zeiten geführt und sie trotz Budgetkürzungen handlungsfähig gehalten. Er hat aber auch die Verbände bevormundet und Südtirols Wirtschaft den Takt vorgegeben.
Mit der erneuten Wahl von Ebner zum Kammerpräsidenten haben die Verbandsvertreter vor allem eines deutlich gemacht: Dass sie liebend gerne nach Ebners Takt tanzen. Alles Murren und Knurren über die Allmacht des Michl Ebner wirkt vor diesem Hintergrund wenig glaubwürdig.
Darüber Sorgen machen muss sich auch Landeshauptmann Kompatscher. Denn im Grunde hat Südtirols Wirtschaft, die ja von den Verbänden repräsentiert wird, ihm ihr Misstrauen ausgesprochen.
Sie setzen nicht auf Kompatscher, den Wirtschaftslandesrat, sondern auf dessen großen Widersacher Michl Ebner.
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