Leitartikel

Löhne, die Rendite bringen

Aus ff 14 vom Donnerstag, den 04. April 2019

Zitat
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Höhere Gehälter: Das war eines der großen Versprechen der Politik vor den Wahlen. Jetzt muss sie ihr Versprechen einlösen. Das geht nur, wenn Gewinne umverteilt und der Landeshaushalt umgeschichtet wird. Eine lohnende Investition wäre es dennoch.

Das große Versprechen von Landeshauptmann Arno Kompatscher vor der Wahl war die Erhöhung der Löhne und Gehälter. Es ist ein Versprechen, das der Landeshauptmann schwerlich wird halten können.
Und das ist nicht seine Schuld. Nicht dort, wo dieses Versprechen auf den zähen Widerstand der Wirtschaft und der Verbände trifft.
Wir zahlen eh schon mehr als im restlichen Italien, sagen die Industriellen im Unternehmerverband, bei uns sind die Löhne höher als bei den großen Ketten, sagen die Vertreter der Kaufleute. Es sind die Leute von der Partei Kompatschers, der SVP, die schwerhörig sind, wenn es um höhere Löhne und Gehälter geht.
Verdienen Lohnabhängige in Südtirol genug? Nein, gewiss nicht, vor allem, wenn man die Lebenshaltungskosten im Hochpreisland Südtirol in Rechnung stellt. Lebensmittel teurer als anderswo, Ausgehen teurer als anderswo, aber vor allem Wohnen viel teurer als anderswo.
Wir müssen für härtere Zeiten vorsorgen, sagen die Unternehmer, wenn man sie fragt, warum sie nicht mehr Geld in die Lohntüte legen können. Sie müssen immer für härtere Zeiten vorsorgen, also hat es in den vergangenen Jahren kaum Lohnerhöhungen gegeben.
Die Bösen sind nicht wir, sagen die Kaufleute, sondern H&M, Lidl oder wie immer die Billiganbieter und Billiglöhner auch heißen mögen. Mag sein, es gibt immer jemanden, dem es schlechter geht, aber ist das richtige Argument, um nicht einen Teil des Gewinnes mit den Angestellten zu teilen? Die diesen Gewinn mit ihrer Kompetenz und ihrem Fleiß mit erwirtschaftet haben. Und Südtirols Unternehmen machen gute Gewinne.
Ein Gebot der Stunde wäre eine gerechtere Verteilung des Reichtums. Aber das Wort Umverteilung trauen sich ja nicht einmal mehr die Gewerkschaften in den Mund zu nehmen. Und die Regierungen nehmen es nicht von denen, die es haben, sondern machen lieber Schulden, um wie in Italien ein Mindesteinkommen zu finanzieren. Also werden die Reichen immer reicher, auch weil, das, was sie erwirtschaftet haben, steuer­frei weitergereicht werden kann. An Erben, die dafür nichts können.
Es ist ein Widerspruch in sich, wenn die Wirtschaft sagt: Wir wollen die besten Arbeitskräfte, aber besser bezahlen können wir sie nicht.

Eine Gelegenheit hat der Landeshauptmann, sein Versprechen zu halten und dort die Löhne und Gehälter zu erhöhen, wo das Land die Zuständigkeit hat, bei den öffentliche Bediensteten – Landesangestellten oder Lehrern. Sie sind es, die in den vergangenen zehn Jahren, seit dem Börsen- und Bankencrash, am meisten unter den Sparmaßnahmen der öffentlichen Verwaltung, zu leiden hatten. Sie verdienen heute, inflationsbereinigt, weniger als am Ende der Nullerjahre. Sie wurden für die Fehler der großen Wirtschaft bestraft. Die Großen ließ man mit fetten Abfindungen laufen.
Hm, mehr Geld für die Beamten, mag jetzt jemand sagen, für die Leute, die uns täglich mit neuen Vorschriften plagen, den Bürokraten? Drehen wir die Sache doch einmal um: Demokratie braucht eine unabhängige Verwaltung, sonst ist sie Willkür. Gegen Druck muss man Verwalter auch mit einem guten Gehalt immunisieren.
Und gute Bildung ist nicht nur eine Frage des Geldes, aber auch. Eine gutes Gehalt für Grundschullehrerinnen und für alle anderen Lehrerinnen und Lehrer ist eine Investition in die Zukunft. Eine Investition, die langfristig Rendite bringt.

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