Wally Rungger: Ich bin in Pension und helfe ehrenamtlich in verschiedenen Projekten. Hauptsächlich gebe ich Migranten Sprachkurse ...
Leitartikel
Zurück an den Absender
Aus ff 16 vom Donnerstag, den 18. April 2019
Die Postzustellung in Südtirol funktioniert nicht mehr. Das ist ein großes Problem. Tut die Politik genug, um die Misere zu beenden?
Der Briefträger kommt jetzt nur mehr einmal die Woche. Sagt er selber. Theoretisch müsste er dreimal die Woche die Post zustellen, jeden zweiten Tag. Aber das, sagt er, schaffe er nicht, die „Neuordnung der Zustellung ist eine Katastrophe“. So bleiben Briefe liegen, oder bekommt zum Beispiel ein Kondominium mit 50 Wohnungen in Bozen nur einmal in der Woche Post.
Doch der Briefträger Ihres Vertrauens ist nur der Sündenbock, aber nicht der Schuldige dieser Misere. Er kann nichts dafür, dass Sie zum Beispiel die ff nicht mehr pünktlich am Donnerstag bekommen. Dem bemühten Postpersonal verdanken Sie es, dass Sie überhaupt noch ab und zu etwas bekommen.
Dafür stellt jetzt die Post die Pakete des Internethändlers Amazon zu. Sie verspricht sich davon gute Gewinne. Alles andere kann warten: Die selten gewordenen Postkarten, die Rechnungen oder die Abos von Zeitungen und Zeitschriften. Die Post, Erbringer einer öffentlichen Dienstleistung, will sich offenbar selber überflüssig machen. Sie tut ihre Arbeit nicht.
Seit 2015 ist sie börsennotiert, aber immer noch zu 65 Prozent im Besitz des italienischen Staates. Und der Mehrheitseigentümer lässt die Post gewähren – er macht mit ihr fette Gewinne und schaut zu, wie Stellen abgebaut und Leistungen reduziert werden. Dabei war es schon einmal anders, wenn man einen Blick in die jüngere Vergangenheit wirft. 2013 wurden die Poste Italiane vom amerikanischen Wirtschaftsmagazin Forbes zum viertbesten Postunternehmen der Welt gekürt. Doch das ist Geschichte.
Uns, die ff, und auch die anderen Printmedien trifft das Versagen der Post besonders. Wir sind darauf angewiesen, dass die Post unser Magazin am Erscheinungstermin am Donnerstag zu den Abonnenten bringt. Und Abonnenten haben wir viele, wir leben von ihnen. Von Ihnen, den Käufern am Kiosk und den Werbekunden. Aber die Abonnenten sind unsere Basis.
Südtirol ist, was das angeht, eine Besonderheit: Im Gegensatz zum restlichen Italien haben hier viele Menschen eine Zeitung oder Zeitschrift abonniert. Während die Umstellung der Post im restlichen Italien für wenig Aufschrei gesorgt hat, bekommen wir regelmäßig Anrufe von Abonnenten, dass sie die ff zu spät oder gar nicht bekommen haben.
Viele äußern Verständnis, holen die Zeitung persönlich ab, manche sind empört. Zu Recht. Wir sind es auch. Wir können nichts anderes tun, als Sie um Verständnis zu bitten.
Die Postmisere schadet auch der Medienvielfalt im Land, sie untergräbt unsere Geschäftsgrundlage. Denn viele Menschen wollen immer noch die Zeitung aus Papier in der Hand halten und sie nicht auf dem Bildschirm lesen.
Die Landesregierung um Arno Kompatscher hat 2017 ein Zusatzabkommen mit der Post geschlossen. Südtirol bezahlt 10 Millionen Euro pro Jahr, damit alles bleibt, wie es ist. Also Zustellung jeden Tag – auch samstags, Verteilungszentrum in Bozen und die Beibehaltung aller Postämter samt Personal. Gebracht hat das wenig.
Der Landeshauptmann arbeitet mit Hochdruck an einer Lösung des Problems. So die offizielle Ansage. Aber tut die Politik auch genug, um die Misere zu beenden? Damit die Post nicht nur Geschäfte macht, sondern auch ihre ureigenste öffentliche Aufgabe erfüllt.
Wir warten also nicht nur dringend auf die Post, sondern auch auf eine Antwort der Politik. Wir verlangen nichts Unanständiges, sondern nur, dass die Postzustellung funktioniert.
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