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Leitartikel
Das Imperium kräht zurück
Aus ff 34 vom Donnerstag, den 22. August 2019
Der Landeshauptmann gibt ff und anderen Medien Interviews. Dafür bekommt er von der Athesia die Rechnung präsentiert. Worum geht es? Es geht um die Macht.
Sehr geehrter Herr Landeshauptmann, wie konnten Sie nur, der ff oder der Tageszeitung ein Interview geben, ohne vorher Toni Ebner, den Chefredakteur der Dolomiten, um Erlaubnis zu fragen? Und wie konnten Sie nur so mutig sein, Klartext über Matteo Salvini zu reden, ihn gar als „Hassprediger“ zu bezeichnen?
Also die Wahrheit zu sagen.
Das war, zugegeben, ziemlich undiplomatisch. Aber wollen wir nicht immer Politiker, die sich nicht hinter Floskeln verstecken? Im Sommergespräch mit der ff in der letzten Ausgabe wurde Arno Kompatscher deutlich. Damit mag nicht jeder immer einverstanden sein, siehe Flughafen, oder mancher es für ein bisschen zu hoch gegriffen halten, siehe „Marshall-Plan für Afrika. Aber immerhin, er hat einen Plan, der über Tellerrand, Wiesenfeste und morgendliche Empfänge am Amtssitz hinausgeht.
Das Imperium hat am Samstag zurückgeschlagen. Anonym, wie nicht selten in solchen Fällen. Toni Ebner, Chefredakteur der Dolomiten, versteckt sich hinter dem Pseudonym „krah“. Das ist feige. Warum öffnet er nicht das Visier? Oder spricht er nicht für das ganze Verlagshaus und dessen Direktor, seinen Bruder Michl?
Michl Ebner ist Präsident der Handelskammer und neuerdings Mitglied der Sechserkommission. Ernannt von der Lega. In der Lega läuft nichts ohne Wissen und Zustimmung von Matteo Salvini. Salvini hat gerade eine Regierungskrise vom Zaun gebrochen, er setzt damit Italien einem großen Risiko aus. Zeugt es von Verantwortung, auf einen solchen Politiker zu setzen?
Brücken würde Arno Kompatscher abreißen, persönliche „Befindlichkeiten“ pflegen und damit Land und Leue Gefahren aussetzen, er müsse seine politische Rolle betonen – im Gegensatz zu seinem Vorgänger Luis Durnwalder. Und andere Gemeinheiten mehr. Neben der Kolumne ein Foto der kleinen Tochter von Luis Durnwalder bei der Lektüre der Dolomiten – was das bedeutet, mögen die Leserinnen und Leser entscheiden.
Was erzählt uns das schrille Krähen der Dolomiten? Abgesehen einmal von der untergriffigen Formulierung von den Medien, die „unter der medialen Wahrnehmungsgrenze liegen“. Der Satz sagt uns, wie der Verfasser die medialen Verhältnisse im Land gerne hätte. Nur ein Medium über der Wahrnehmungsschwelle, Politiker, die nur in einer Zeitung vorkommen – und also beeinflussbar sind. Keine Konkurrenz, „pieni poteri“, wie sie Matteo Salvini für sich fordert. Es ist ein Satz, für den sich sogar Kollegen von der Athesia schämen.
Die Kolumne, wenig souverän für den Chef der größten Tageszeitung im Land, für den Vertreter eines Provinz-Konzerns, der die Medien in Südtirol (und im Trentino) beherrscht, erzählt uns von Allmachtsgedanken, Machtgelüsten, vom Versuch, die Politik abhängig zu machen. Neben der politischen Opposition (aber nicht einmal die besonders) gibt es kaum jemand, der sich offen dagegen wehrt. Arno Kompatscher ist einer davon.
„krah“ erzählt uns auch etwas über das politische Nahverhältnis des Hauses zur Lega. Die Athesia hofiert die Lega. Die Lega wiederum hat Michl Ebner in die Sechserkommission gehoben, Ebner wiederum den Lega-Kammerabgeordneten, Filippo Maturi, zu deren Präsidenten gewählt, zusammen mit den Exponenten der SVP. Das ist die „Kunst des Machtbaren“.
Aus der SVP ist niemand Kompatscher zur Seite gesprungen. Wie denn auch? Parteiobmann Philipp Achammer pflegt gute Beziehungen zur Athesia, er versorgt sie gelegentlich auch mit Nachrichten privater Natur. Die „Kunst des Machtbaren“ bedeutet, sich mit dem größten Medienhaus im Land zu arrangieren.
Die SVP insgesamt wird sich die Frage stellen müssen, wie sie es mit der Lega hält. Die „Kunst des Machbaren“ pflegen und dabei die eigenen Grundsätze für totes Papier erklären? Oder doch die eigenen Grundsätze, christlich, humanistisch, europäisch, ernst nehmen?
Und die Politik ingesamt wird sich die Frage stellen müssen, wie sich die Macht der Athesia in Südtirol und im Trentino begrenzen lässt. Aber vielleicht wagen ja Sie, Herr Landeshauptmann, einen Vorstoß. Ist der Ruf bei Toni Ebner erst einmal ruiniert, lebt sich’s gänzlich ungeniert.
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