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Leitartikel
Das Gebot der Stunde
Aus ff 11 vom Donnerstag, den 12. März 2020
Wir sollten uns jetzt um einen Burgfrieden bemühen. Setzen wir auf Kooperation und Zusammenhalt anstatt auf Kritik und Panikmache.
Das neue Corona-Virus 2019-nCoV breitet sich in der Welt aus. Die aktuellen Ereignisse und Meldungen überschlagen sich nahezu stündlich, auch in Südtirol. Nichts scheint gewiss. Im Internet verbreiten sich Fake-News und Verschwörungstheorien. Viele haben Angst vor einer Ansteckung und wollen wissen, wie man sich schützen kann.
Am Montagabend verkündete Premierminister Giuseppe Conte die Ausweitung der Sperrmaßnahmen und die Einschränkungen der Bewegungsfreiheit auf das ganze Land.
Mit der Zahl der Neuinfektionen nehmen die Fragen und auch die Kritik zu.
Übertreibt die italienische Regierung? Sind die drastischen Maßnahmen wirklich durchdacht?
Wie und von wem sollen Ein- und Ausreise in die abgeriegelten Gebiete kontrolliert werden?
Was passiert, wenn man sich den Anweisungen widersetzt?
Warum gibt es kein einheitliches Vorgehen in den europäischen Ländern?
Ist die Kommunikationsstrategie richtig und gut? Während sich die Verantwortlichen lange auf Aussagen konzentriert haben wie „Hygiene einhalten“, „Vorsicht statt Panik“ und „Wir sind vorbereitet“, wurde gleichzeitig der Flugverkehr eingeschränkt und Kitas und Unis geschlossen. Die Diskrepanz zwischen Gesagtem und Getanem führt automatisch zu großer Unsicherheit. Und vor allem die sich ständig ändernden Nachrichten hinsichtlich der Kindergärten- und Schulschließungen zeigt, wie verbesserungswürdig die Krisenkommunikation noch ist.
Unverantwortlich, die die Corona-Hysterie ausnutzen, um alte Forderungen zu erneuern. Die Südtiroler Freiheit kritisiert, Italien habe die Ausbreitung des Virus „nicht mehr unter Kontrolle“, und fragt: „Wer schützt Südtirol?“ Die Bewegung fordert Gesundheitskontrollen auch in Südtirol – in Zügen, auf der Autobahn und auf den Straßen.
Zugegeben, es ist alles andere als einfach, das richtige Maß im Umgang mit einem Virus zu finden, über das selbst die erfahrensten Wissenschaftler noch wenig wissen. Es ist eine Gratwanderung. Informiert man zu wenig und zu zurückhaltend, wird rasch der Vorwurf erhoben, die Verantwortlichen verharmlosten die Bedrohung, oder es würde gar etwas vertuscht. Gehen Politik und Behörden in die Offensive, ist schnell von Panikmache die Rede.
Gerade die Politik kann es zurzeit kaum jemandem recht machen. Entscheidungen in Zeiten der Unsicherheit sind schwierig.
Die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen der politischen Entscheidungen sind enorm. Aber sie sind notwendig im Kampf gegen das Virus. Und sie werden nur wirksam sein, wenn alle Bürgerinnen und Bürger mitmachen.
Ministerpräsident Conte sagte, Italien erlebe mit diesem Virus eine „nationale Notlage“, ja „seine „dunkelste Stunde“ – „aber wir schaffen es“.
Wir sollten uns jetzt um einen Burgfrieden bemühen. Setzen wir auf Kooperation und Zusammenhalt anstatt auf Kritik und Panikmache. Also: Vorsicht walten lassen. Hygieneregeln einhalten. Und sich solidarisch zeigen. Das ist das Gebot der Stunde.
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