Wie Südtirols Krankenhäuser die zweite Welle bewältigen: Lagebericht in ff 48/20
Leitartikel
Der Weg ist noch weit
Aus ff 51 vom Donnerstag, den 17. Dezember 2020
Die Corona-Impfung ist kein Allheilmittel. Sie kann aber ein Lichtblick dafür sein, dass sich die Gesamtlage verbessert. Dafür braucht es Vertrauen, das hat noch nicht jeder.
Die Menschen sind müde. Sie wollen raus aus dem Krisenmodus und das Leben genießen. Am vergangenen Wochenende waren die Skipisten und Skihütten voll. Und der Konzernchef der Fluglinie Lufthansa ließ vergangene Woche wissen, dass sich die Buchungen für den Sommer nächsten Jahres verdreifacht hätten. Auch für die Osterzeit seien Flüge reserviert worden. Schon bis Jahresende verbessere sich die Lage.
Endlich ist, so denken sich jetzt viele, das Ende der Pandemie in Sicht. In der nahenden Impfung sehen tatsächlich viele die frohe Botschaft zum Jahresende 2020. Verbunden mit der Hoffnung, dass in absehbarer Zeit nach und nach wieder vieles von dem möglich wird, was uns derzeit verwehrt ist.
Das ist verständlich. Und es klang ja auch immer so einfach: Sobald es einen Impfstoff gibt, können sich die Menschen gegen das Virus schützen und ihr altes Leben aus der Zeit vor der Pandemie weiterleben. Ein Stich mit einer Impfspritze, und schon braucht es keine Abstandsregeln mehr, keine Masken und keine Angst vor seinem Nächsten. Doch wer glaubt, mit einer Impfung werde in kurzer Zeit alles wieder normal, der wird am Ende enttäuscht werden.
Fakt ist: Am 29. Dezember will die Arzneimittelbehörde Ema zunächst einmal über die europäische Zulassung des BioNtech-Impfstoffes entscheiden. Italien hat indes schon mal die Impfkampagne der Regierung präsentiert. Sie steht unter dem Zeichen der rosa Primel: „Italia rinasce con un fiore“, so der Slogan. „Italien wird mit einer Blume wiedergeboren.“ Mitte Januar soll es so weit sein.
Die Primel ist eine besonders symbolträchtige Blume. Sie steht für Neuanfang und Hoffnung. Der Legende nach entglitt dem heiligen Petrus als Wächter des Himmelstores eines Tages sein Bund goldener Schlüssel und fiel zur Erde. An jener Stelle, an dem der Bund den Boden erreichte, wuchs wenig später eine wunderschöne Pflanze mit unzählig vielen goldenen Blüten.
Die Impfung aber ist kein Zaubermittel, sie ist auch kein Heilsbringer. Sie kann ein Lichtblick dafür sein, dass sich die Gesamtlage im Laufe des nächsten Jahres verbessert. Es dürfte noch lange dauern, bis ein Großteil der Bevölkerung immunisiert ist. Auch die Impfskepsis könnte zum Problem werden. Damit sich das Virus nicht weiter ausbreitet, müssten Experten zufolge mindestens 60 Prozent der Bevölkerung geimpft werden. Ob diese Quote erreicht werden kann, wird nicht zuletzt davon abhängen, wie hoch die Akzeptanz einer Impfung ist.
Doch Vertrauen in die Impfung entsteht nur, wenn die offenen Fragen nicht tabuisiert werden. Und wenn die Verantwortlichen auch mal öffentlich zugeben, dass sie bestimmte Dinge einfach noch nicht wissen. Die Impfstrategie muss von einer guten Aufklärungskampagne über Risiken und Nutzen begleitet werden. Es braucht also Transparenz. Und gute Kommunikation.
Alles Eigenschaften, die der Landesregierung und dem Sanitätsbetrieb in diesen Monaten oft abgingen. Aufklärung und Argumentation sind jetzt aber das Gebot der Stunde.
Und niemand darf an den Pranger gestellt werden, wer eine Impfung ablehnt oder erst einmal die Erfahrungen mit dem neuen Impfstoff beobachten will. Vertrauen gewinnen – das ist die zentrale Aufgabe. Ob das gelingt, haben die Verantwortlichen in Politik und Sanität selbst in der Hand.
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