Leitartikel

Falsche Bauern

Aus ff 08 vom Donnerstag, den 24. Februar 2022

Landwirtschaft

Warum falsche Bauern echte Bauern ärgern.“ Diese Schlagzeile konnte man diese Woche auf Rai Südtirol hören. In der Sache geht es darum, dass immer mehr Bergbauernhöfe aufgelassen und verkauft werden. Die Käufer sind meist jedoch nicht andere Bauern, sondern Investoren, Wirtsleute oder Betuchte, die ein Geschäft zu machen hoffen.

Der Bergbauernvertreter im Bauernbund findet das problematisch. Vor allen Dingen deswegen, weil die „Höfe wegen der großen Kubatur aufgekauft werden“. Und nicht wegen der Bewirtschaftung. Was man beim Bauernbund überraschend findet, liegt auf der Hand: Welcher Investor mag sich schon mit Kälbern oder Schafen herumplagen?

Ein Geschäft lässt sich viel besser machen mit Touristen, die man sodann in umgebauten Luxuschalets unterbringt. Oder mit reichen Industriellen, denen man das Objekt als Zweitwohnsitz zum Höchstpreis verkauft.

Der Bauernbund vergießt hier Krokodilstränen. Die Missstände sind seit Jahren bekannt. Auch die ff weist immer wieder auf diese Art des Ausverkaufs von Bauernhöfen hin. Die Verbandsspitze aber hält sich dabei immer vornehm zurück. Mit der Ausrede, man könne sich nicht in die Privatangelegenheiten von Käufern einmischen.

Das ist jetzt nicht anders: Man könne nichts gegen die Verkäufe von Höfen unternehmen, heißt es. Mag sein, dass der Bauernbund die Verkäufe nicht verhindern kann. Aber was er sehr wohl tun könnte – und schon längst hätte tun müssen: auf das Problem hinweisen, Kampagnen starten, Demos abhalten, gesetzliche Maßnahmen einfordern. So wie er es zum Beispiel gegen Wolf und Bär tut.

Der Ärger gegen falsche Bauern aber wird – sollte es ihn tatsächlich geben – still hinuntergeschluckt. Und so nimmt die Misere ihren Lauf. Schließlich sind es der Bauernbund und seine Vertreter im Landtag gewesen, die immer noch größere Kubaturen und immer noch mehr Erleichterungen für ihre Klientel durchgedrückt haben. Dass auch Nichtbauern in den Genuss dieser Vorteile kommen wollen, darf niemanden verwundern. Schon gar nicht den Bauernbund.

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