Theater in der Altstadt
Leitartikel
Ja, es darf ein bissl mehr sein
Aus ff 20 vom Donnerstag, den 19. Mai 2022
Medien – Ein Fest in Innsbruck
Journalistinnen und Journalisten sind eitle Menschen. Zumindest verfügen etliche von ihnen über ein so stark ausgeprägtes Selbstbewusstsein, dass man Rudelbildungen meiden sollte, sonst läuft man Gefahr, in einer selbstreferenziellen Blase mitzublubbern.
Wer zu einem Journalismusfest lädt, steht also im Verdacht, ein Festival der Eitelkeiten zu planen, bei dem sich zwangsläufig Selbstbeweihräucherung Bahn brechen muss. Vergangenes Wochenende war das nicht so. Der aus Südtirol stammende Benedikt Sauer und sein Kompagnon Markus Schennach haben zu einem Journalismusfest nach Innsbruck geladen, das sie im Untertitel „Internationale Tage der Information“ nannten. Ein Festival, bei dem drei Tage lang Journalistinnen und Journalisten, Fachleute und Interessierte über große Themen sprachen wie Klimawandel, sexuelle Gewalt, Frauenrechte, Korruption, Krieg oder Pressefreiheit. Es war kein Festival, auf dem sich eine Branche feierte, es war tatsächlich ein Fest der Information. Und eine besonders gelungene Premiere.
Mit einem kleinen Abstrich: Auf den Lokaljournalismus hat man in Innsbruck vergessen. Dabei braucht es gerade in den Dörfern, Tälern und kleinen Hauptstädten journalistische Nahversorger, die hören und schauen, was um sie herum passiert. Wie wichtig das ist, hat sich in den letzten Monaten gerade in Südtirol gezeigt. Und in Innsbruck konnte man hören und sehen, was passiert, wenn der Journalismus verkümmert. Wenn niemand mehr kritisch nachfragt, wenn niemand mehr etwas aufschreibt, wenn niemand mehr kritisch nachfragen und etwas aufschreiben darf.
Es darf also ein bissl mehr sein. Mehr Qualitätsjournalismus. Mehr Lokaljournalismus. Mehr Festivals wie in Innsbruck und ein paar Cent mehr für das Medium, das man gerade konsumiert.
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