Leitartikel

Mediale Stabilisierung

Aus ff 37 vom Donnerstag, den 15. September 2022

Zitat
© FF Media
 

Dolomiten-Chefredakteur Toni Ebner warnt vor der nächsten „medialen Aktion zur Destabilisierung der SVP“. Und tut so, als ob sein Blatt damit rein gar nichts zu tun hätte.

Unter dem Titel „Weniger streiten, mehr zusammenhalten“ hat Dolomiten-Chefredakteur Toni Ebner am Montag vergangener Woche einen denkwürdigen Leitartikel verfasst. Darin setzt er sich mit Südtirols Regierungspartei, der SVP, auseinander.

Auf der 65. Landesversammlung, schreibt er, habe die Sammelpartei gezeigt, was immer noch in ihr steckt. Und ihr altes Motto neu bekräftigt: weniger streiten, mehr zusammenhalten. Damit sollte es der SVP gelingen, die Parlamentswahl am 25. September zu gewinnen. Und vielleicht sogar die Landtagswahl im nächsten Jahr. Zitat Toni Ebner: „Monatelanges Schlechtreden und vor allem Schlechtschreiben haben ihr augenscheinlich nicht viel anhaben können.“

Der Dolomiten-Chefredakteur spielt damit auf die Affären an, in die die Regierungspartei verwickelt war: Ob Sad-Abhörprotokolle, Parteispenden, Fahrtspesen (Jasmin Ladurner) oder Wohnbau (Manfred Vallazza), die SVP steht damit schlecht da.

Trotzdem tut Toni Ebner so, als ob sein Blatt damit nichts zu tun hätte. Mehr noch. Er zeigt auf die Konkurrenz, die er „medialer Angriffe“ zur „Destabilisierung der SVP“ bezichtigt. Er habe gehört, dass sich da „wieder etwas zusammenbrauen“ dürfte: „Stehen dann alle zusammen, wie es sich für eine Sammelpartei gehört? Oder wird es wieder jene geben, die brennende Fackeln in die Brennerstraße werfen?“

Einer, der seit Monaten eine brennende Fackel in der Hand hält, ist Ebner selbst. Man denke zum Beispiel an die Sad-Abhörprotokolle, über die dieses Magazin zuerst berichtet hat. Als später dann auch noch das Buch „Freunde im Edelweiß“ dazu veröffentlicht wurde, gab es für die Dolomiten kein Halten mehr. Allerdings machte das Tagblatt nicht gegen die Machenschaften von Sad-Chef Ingemar Gatterer und seinen Freunden mobil, sondern gegen SVP-Vizeobmann Karl Zeller. Er sei der Informant der Buchautoren, suggerierten die Dolomiten, und hackten wochenlang auf ihm herum.

Wer sich in der SVP gegen die „Freunde im Edelweiß“ aussprach, bekam vom Tagblatt sein Fett ab. Etwa der Kammerabgeordnete Manfred Schullian, dem attestiert wurde, bei den Sitzungen im Parlament kaum zugegen gewesen zu sein.

Im Gegenzug werfen sich die Dolomiten jetzt für den SVP-Kandidaten Manfred Mayr in die Bresche. Der Senatswahlkreis Bozen/Unterland, meint Toni Ebner in seinem Leitartikel, sei „zu lange für italienische Kandidaten aus anderen Regionen reserviert“ gewesen.

Freilich waren zuvor dreimal Oskar Peterlini (2001, 2006 und 2008) und einmal Francesco Palermo (2013) in diesem Wahlkreis gewählt worden. Der eine ein SVPler, der andere parteilos, beide waschechte Südtiroler. Erst mit Gianclaudio Bressa (2018) zog hier ein PD-Mann aus dem Belluno in den Senat ein.

Bressa war es auch, der im Parlament ein Gesetz gegen Medienmonopole in den Regionen durchsetzen wollte (was ihm nicht gelungen ist). Das hätte die Unternehmensgruppe Athesia, deren größte Anteilseignerin die Familie Ebner ist, empfindlich getroffen. So nimmt es nicht Wunder, dass sich die Dolomiten für den SVP-Kandidaten Mayr eingesetzt haben – und einsetzen. Er darf derzeit auffällig oft aus dem Tagblatt lächeln.

Das läuft im Medienhaus Athesia vermutlich unter der Rubrik „mediale Stabilisierung“. Sie ist offenbar immer dann gefragt, wenn sie den eigenen Interessen dient.

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