Leitartikel

Nur Mut, liebe Bäuerinnen!

Aus ff 13 vom Donnerstag, den 30. März 2023

© FF Media
 

Der Südtiroler Bauernbund hat Ende Februar seine Landesversammlung abgehalten. Mit viel Prominenz und Trara gab sich beinahe alles, was in Südtirol etwas zu sagen hat, ein Stelldichein. Unter dem Motto „Energievoll in die Zukunft“ wurden große Reden geschwungen: Die Bauern seien bereit, die Energiewende voranzutreiben und die -globale Ernährungssicherheit zu garantieren. Sie schützten Klima und Ressourcen und könnten eine, Zitat, „Denkfabrik für die -Politik“ sein, Antworten auf Zukunftsfragen geben.

Dass sie nicht groß genug denken, kann man SBB-Obmann Leo Tiefen-thaler und seinem Direktor Siegfried Rinner nicht vorwerfen. Man muss es neidlos anerkennen: Diese beiden Männer haben den Bauernstand zur mächtigsten Lobby des Landes geformt. Keine andere Branche gibt sich derart selbstbewusst und hat solchen Einfluss wie der SBB.

Der SBB, das sind die Männer. Sie geben den Ton an auf den Höfen, in der Wirtschaft und in der Politik. Ihre Frauen, das zeigte sich diesen Sonntag wieder, geben sich mit der zweiten Geige zufrieden. Warum bloß?

Die Frauen innerhalb des Bauernstandes sind die Bäuerinnen. Sie verwenden das Kürzel SBO – Südtiroler Bäuerinnenorganisation. Am Sonntag luden die Bäuerinnen zum 42. Landesbäuerinnentag ins Auditorium nach Bozen. Über 600 Frauen kamen, das ist nicht wenig.

Trotzdem verfestigte sich hier das Bild der Bäuerin: „Sie“ kümmert sich um Haus, Kinder, Garten und die soziale Landwirtschaft. „Er“ hingegen betreibt Weltpolitik, ernährt Milliarden Menschen und rettet nebenbei auch noch das Klima.

Beispielhaft zeigte sich das an den Worten der „Bäuerin des Jahres“. Karin Kofler-Frei aus Völlan sagte: „Bäuerin sein bedeutet für mich, für die Familie und für meinen Mann da zu sein und sie in der landwirtschaftlichen Gestaltung am Hof zu unterstützen. Und natürlich bedeutet Bäuerin sein für mich selbst ein selbstständiges Betätigungsfeld, das mich ausfüllt.“ Das sei in erster Linie der Hofschank.

Karin Kofler-Frei ist sicherlich eine verdiente „Bäuerin des Jahres“. Den Ansprüchen ihrer „Chefin“, der alten und neuen „Landesbäuerin“ Antonia Egger, konnte sie mit ihren Worten allerdings nicht gerecht werden. Eines der Ziele von Egger ist nämlich „die Stärkung des Stellenwertes der Frauen im Bauern-
stand und in der Gesellschaft“.

Eine Stärkung des Stellenwertes der Frauen im Bauernstand erreicht man nicht durch Unterordnung unter die Männer. Es gibt sie nur, wenn „Frau“ sich um ihr Kraut wehrt. Und sich nicht mit einer Nebenrolle zufrieden gibt.

Antonia Egger zeigte in ihrer Rede, dass sie durchaus willens ist, weiter zu denken. Sie sprach einige der Probleme an, die ihr am Herzen liegen: Die Bäuerinnen seien sozial endlich besser abzusichern. Für die Arbeit auf dem Hof seien sie nicht rentenversichert. Von der Politik forderte sie „klare und einfache Rahmenbedingungen“. Förderungen hin- und herzuschieben sei nicht genug. Dies könne helfen, den viel beklagten „Ausverkauf der Heimat“ einzubremsen.

Auch den Tourismus nahm sie in die Pflicht: Es sei nicht zu viel verlangt, wenn dieser „eine Kleinigkeit“ für die Landschaftspflege an die Bauernschaft zahle.

Starke Worte. Sie reichen aber nicht. Die Bäuerinnen müssen, wollen sie mit ihren Männern auf Augenhöhe mitreden, mit diesen am Tisch, sprich ganz oben im SBB, sitzen. Nur so erhält ein Landesobmann die wertvolle Chance, von einer Landesobfrau abgelöst zu werden.

Nur Mut, liebe Bäuerinnen!

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