Leitartikel

Geld am Ball

Aus ff 23 vom Donnerstag, den 08. Juni 2023

© FF Media
 

Respekt vor dem Erfolg des FC Südtirol. Mit ihm wachsen die Ansprüche. Muss dafür immer die öffentliche Hand die Kasse öffnen?

Der FC Südtirol hat mit einfachen Mitteln viel erreicht. Man sieht, was geht, wenn ein Unternehmen (und das ist ein Fußballclub ja) eine klare Linie hat. Schönen Fußball, technisch versiert, viele Tore, hat die Mannschaft kaum je gespielt.

Respekt dafür, auch wenn die Mannschaft jetzt am Weg in die Serie A gescheitert ist. Wahrscheinlich ist das auch besser so.

Was lässt sich daraus lernen? Es lässt sich erfolgreich sein mit simplen Tugenden wie Kampfgeist, Kondition, Selbstvertrauen, das mit dem Erfolg erwächst. Fleiß ist ja angeblich einer unserer größten Vorzüge. Also können die Südtiroler sich in dem Club wiederfinden, der Fußball arbeitet und in dem normalerweise nur ein Südtiroler in der Startelf steht.

Aber Achtung, bevor wir in totale Bewunderung verfallen: Das System, das Trainer Pierpaolo Bisoli installiert hat, beruht auf Unterwerfung unter die Ideen des Trainers. Der Fußball ist eine ganz eigene (diktatorische) Welt.

Viel Geld benötigt es für den Erfolg nicht immer, auch das sieht man am FC Südtirol, auch wenn 14 Millionen Euro -Budget eine ordentliche Summe sind. Im Profi-Fußball kommen schnell Summen zusammen. Er kostet. Das Erstaunliche daran ist, das es kaum jemanden stört. Ist halt so. Gibt die Politik Geld aus, wird öffentlich jeder Cent nachgezählt.

Der FC Südtirol ist noch ein bescheidener Club, aber die Ansprüche wachsen mit dem Erfolg – der, so weiß man, im Fußball zusammenfallen kann wie ein Soufflé, wenn man es zu schnell aus dem Ofen nimmt. Eine Verlockung ist zum Beispiel die Erweiterung des Stadions. Die Kasse dafür öffnen müsste wieder die öffentliche Hand, das Land, die Gemeinde Bozen – Großsponsoren des Vereins sind die Südtirol-Marke und der Energieversorger Alperia, der wiederum Land und Gemeinden gehört.

Nun war das Drususstadion, in dem der FC Südtirol exklusiv spielt, fast immer voll. Es fasst 5.500 Zuschauerinnen und Zuschauer. Manchmal könnten es noch mehr Zuschauende sein. Die Gemeinde Bozen und das Land haben das Stadion für 22 Millionen Euro renoviert, neue Seitentribünen würden noch einmal 2 Millionen Euro kosten. Bezahlen müssten wir das alle, mit unseren Steuern. Ein bisschen davon gibt der Club der Gemeinde zurück, die Stadionmiete kostet pro Monat angeblich 12.000 Euro. Ist das zu viel bei den Investitionen (auch für das Trainingszentrum in Eppan/Rungg), die Gemeinde und Land getätigt haben?

Es ist gut, dass die öffentliche Hand den Sport unterstützt. Den Amateursport: Er würde sonst nicht existieren. Aber was ist mit einem Proficlub? Sollte er nicht auf eigenen Füßen stehen, sich selber erhalten? Die öffentliche Hand muss ja ohnehin schon mit beträchtlichem Aufwand an Spieltagen für Sicherheit und Regelung des Verkehrs sorgen.

Die öffentlichen Kassen sind knapp, es gibt vieles, was eher unterstützt gehört als der Fußball. Fußball ist Luxus. Warum raffen sich nicht die Unternehmer, die sich um den Club drängen, auf und finanzieren eine eventuelle Erweiterung des Drusus-stadions und den Spielbetrieb selber – läuft es, haben sie ja Einnahmen aus Eintritten, Fernsehrechten und Werbung.

Würden sie das tun, ist ihnen mein Beifall sicher.

Leserkommentare

Kommentieren

Sie müssen sich anmelden um zu kommentieren.