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Leitartikel
Die Droge Macht
Aus ff 24 vom Donnerstag, den 15. Juni 2023
Thomas Widmann führt Krieg gegen Arno Kompatscher. Er erweist sich dabei als sehr trickreich. Und als einer der Politiker, die es nicht lassen können.
Wenn man Thomas Widmann begegnete, als er noch Landesrat war, kam er schnell auf „seinen“ Landeshauptmann zu sprechen. Man wusste, dass er und Arno Kompatscher sich nicht mögen, aber sie hatten sich miteinander arrangiert, um zu regieren. So wie Männer das eben tun.
Widmann sagte dann zum Journalisten – es war vor der Bildung der Landesregierung 2018: Das bleibt aber unter uns, was ich Ihnen jetzt anvertraue. Er sagte dann, was er auch in abgehörten Telefonaten mit Sad-Boss Ingemar Gatterer gesagt hatte, als er glaubte, dass niemand zuhört: Arno Kompatscher ist der schlechteste Landeshauptmann aller Zeiten. Thomas Widmann hält Arno Kompatscher für schwach, stattdessen bewundert er Luis Durnwalder.
Im Zuge der Enthüllungen über die Machtspiele im Hintergrund während der Regierungsbildung 2018 (Sad-Affäre) entzog der Landeshauptmann im Frühjahr 2022 Thomas Widmann dessen Zuständigkeiten und übernahm selber die Sanität. Es war ein richtiger Schritt. Wie kann man mit jemandem zusammenarbeiten, der nichts von einem hält und dies auch kundtut?
Seitdem führt Widmann Krieg gegen Kompatscher. Er tat es zuerst mit Blitz-Pressekonferenzen, bei denen er kam, ein Statement verlas und wieder verschwand. Jetzt tut er es mithilfe der Dolomiten, die ihm gerne Platz einräumen – Hauptsache, es geht gegen den Landeshauptmann.
Widmann ist ein Polit-Junkie, abhängig von Politik, aufgewachsen mit Politik, ein Volkspartei-Kind eigentlich. Und jetzt umso gefährlicher für den Landeshauptmann und die SVP, weil er gekränkt ist. Er will sich nicht zurückziehen, ist sich keiner Schuld bewusst, was seine Rolle in der Sad-Affäre angeht. Aber Widmann taucht immer wieder in den Abhörprotokollen auf, die ff und Artur Oberhofer und Christoph Franceschini in ihrem Buch „Freunde im Edelweiß“ veröffentlicht haben. Offensichtlich haben das die, die ihm jetzt eine Bühne geben, vergessen, die Dolomiten, aber auch Rai Südtirol, wo Widmann ein Interview-Abo besitzt. Und seine Freunde im Edelweiß sowieso. Alles halb so schlimm, ein Ausrutscher, lässliche Sünden.
Jetzt hat Widmann ein kleines Edelweiß von seiner Partei verlangt, um bei den Landtagswahlen anzutreten. Er hat es nicht bekommen. Tat er es aus Sorge um die SVP oder aus Sorge um sich? Er ist ein Mensch, der einiges weitergebracht hat, mit einer Fähigkeit, die nicht viele Politiker besitzen: eine Linie vorgeben und dann die Leute arbeiten lassen (um dann selber das rote Band zu durchschneiden). Aber er ist auch ein Machtmensch, sehr trickreich, der keine Macht mehr hat. Und deswegen mit einem roten Tuch vor dem Landeshauptmann herumtanzt.
Er ist einer der Männer, es gab und gibt viele von ihnen, die den richtigen Zeitpunkt verpasst haben, in die Polit-Pension zu gehen, in seinem Fall, Bäume zu schneiden oder Apfelsaft zu pressen. „Vielleicht“, sagte er im vergangenen Sommer im Interview mit ff (32/22), „ist es ein großes Glück, dass ich außerhalb der Politik viele Interessen habe. Ich bin jetzt 62, die nächste Phase meines Lebens muss nicht ganz so intensiv, so schnell werden.“
Macht macht abhängig. Macht ist eine der stärksten -Drogen.
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