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Leitartikel
Teure Tage
Aus ff 25 vom Donnerstag, den 22. Juni 2023
Das Nachhaltigkeitsfestival wird es 2023 nicht mehr geben. Ein Desaster. Und ein Rückschlag für den Umweltschutz. Was ist da bloß falsch gelaufen?
Trient hat ein Festival, das „Festival dell‘economia“. Es ist sehr erfolgreich. Politiker, Wirtschaftsbosse und Wissenschaftler treffen sich dort jedes Jahr, kaum einer kann es sich leisten, dort nicht zu erscheinen.
Bozen hat, pardon hatte, ein Festival, die „Nachhaltigkeitstage“, eigentlich „Sustainability Days“, um die Südtiroler Zweisprachigkeit zu umschiffen. Mit den Tagen wollte man es denen in der Nachbarprovinz zeigen: Wir können es auch, wär ja noch schöner. Es hätten ja auch die von der IDM ihre Finger im Spiel. Und da kann es nie genug glänzen.
Die edlen Tage gab es nur einmal und sie haben viel Geld verbrannt, 2,7 Millionen Euro. Das ist viel, viel zu viel Geld. Teuer, aber nicht nachhaltig. Eigentlich ein Fall für den Rechnungshof. Was hat da so viel gekostet? Und warum? Für die Dienstleistungen der Messe, das Marketing und die Referenten hat man ordentlich hingeblättert.
Es sieht jetzt so aus, als würde es die „Nachhaltigkeitstage“ kein zweites Mal geben – Worte des Landeshauptmanns auf eine Anfrage im Landtag des Team K. Einer der Gründe dafür ist Größenwahn. Es konnte für den Anfang nicht groß und teuer genug sein. Die Honorare für einzelne Referenten lagen bei über 20.000 Euro. Sonst zahlt das Land 500 Euro pro Tag – und das ist schon viel. Die öffentliche Hand hat ja auch die Pflicht zur Mäßigung.
Nachhaltigkeit ist eines der Lieblingsthemen von Arno Kompatscher, damit hat er versucht, sich nachhaltig beliebt zu machen. Was seine Nachhaltigkeitstour durch das Land geholfen hat, wird man im Oktober bei der Landtagswahl sehen. Aber die Vorgänge um das Festival helfen bestimmt nicht dabei, das (richtige) Anliegen voranzubringen. Vermutlich hat es ihm sogar geschadet.
Die Botschaft, die ankam, war: Nachhaltigkeit ist (zu) teuer. Warum gab man für die „Sustainability Days“ so viel Geld aus und hungert gleichzeitig den Dachverband für Natur- und Umweltschutz aus?
Es sieht so aus, als habe man die Planung den falschen Leuten überlassen. Es ging um Inhalte, ja, aber mehr noch ums Image. Man wollte große Namen, internationale Aufmerksamkeit. Dabei gäbe es auf der Universität und an der Eurac genug Experten für das Thema, sie forschen zu allem Möglichen. Aber wir wollen es immer gleich groß haben, das ist der Südtiroler Ehrgeiz, der den Blick für das Wesentliche verstellt.
Man hat sich verschätzt, die Veranstaltung war nicht gut besucht. Einerseits betrifft das Thema Nachhaltigkeit die ganze Welt, es ist aber andererseits ein Allerweltsthema, zu dem es genug Literatur und schöne Broschüren des Landes gibt. Das Festival war für eine Elite, die sich in kleinem Kreis austauscht. Ein Manöver, das die politischen Defizite in der Sache verdeckt.
In der Sache ist das Land nicht weitergekommen. Nachhaltiger, um noch einmal dieses sinnentleerte Wort zu gebrauchen, wären klare Ziele beim Klimaplan, bei der Nutzung von Ressourcen, bei der Mobilität, in der Raumordnung. Und diese Ziele nicht schnell wieder zu relativieren. Da helfen keine „Sustainability Days“, sondern nur entschlossenes Handeln der Politik, das heißt der Landesregierung.
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