Ende Juli hat die Athesia AG ihre konsolidierte Bilanz hinterlegt. Diese gibt einen Überblick, wie die Unternehmensgruppe im ...
Leitartikel
Die größte Partei im Land
Aus ff 35 vom Donnerstag, den 31. August 2023
Die Athesia wird immer größer und mächtiger. Und die Politik schaut zu. Die Macht des Konzerns gehört beschnitten.
Welche Politiker die Athesia ins Herz geschlossen hat, sieht man schnell in den Dolomiten oder im Alto Adige. Da ist etwa der Brixner Bürgermeister Peter Brunner (SVP), der Leiferer Bürgermeister Christian Bianchi (Lega). Oder auch der Bürgermeister von Lana Harald Stauder (SVP), der sich bei stol.it mit einem Kaffeetässchen in der Hand als strammer Konservativer inszenieren darf – irgendwann stand über dem Video Anzeige, also Werbung. Ach, ja, und natürlich Thomas Widmann, der als Gegenspieler des Landeshauptmanns in Szene gesetzt wird – er ist ja auch ein alter Freund der Familie. Aber wenn es etwas Schlechtes über Arno Kompatscher und die Landesregierung zu sagen gibt, darf auch die Opposition reden.
Die Realität ist: Die Politik im Land braucht die Dolomiten und die Dolomiten benutzt sie. Und die Politiker lassen sich benutzen.
Die Athesia (Michl Ebner, Direktor des Verlagshauses, Toni Ebner, Chefredakteur der Dolomiten, und jetzt ihre Nachkommen) ergreifen Partei. Sie sind die mächtigste Partei im Land, ohne je bei Wahlen antreten zu müssen. Es läuft nach dem Motto: Schauen wir doch, ob wir nicht unseren Willen kriegen. Beispiel Wolf oder Bär.
Die Athesia hat schon die Dolomiten, den Alto Adige, den L´Adige im Trentino (mit Landeshauptmann Maurizio Fugatti versteht man sich gut, besser als mit Kompatscher, mit der Lega sowieso, mit den Fratrelli auch), das Onlineportatl stol.it, den Radiosender Südtirol 1, und so weiter (siehe Titelgeschichte in diesem Heft ab Seite 16). Jetzt hat der Konzern sich auch fast 25 Prozent eines Fernsehsenders (Video33) gekauft. Es ist der historische Sender der italienischen Sprachgruppe in Südtirol, so wie der Alto Adige das Sprachrohr der italienischen Sprachgruppe war. Bevor die Athesia ihn übernahm. Jetzt hat das Blatt völlig seine Identität verloren.
Damit wächst die Macht des Konzerns weiter, eine Macht, die der Konzern kleinzureden versucht. Die Athesia kann damit in der Region ein komplettes Angebot machen, politisch wie wirtschaftlich. Und die Konkurrenz noch weiter in Bedrängnis bringen, Werbung und öffentliche Beiträge absaugen. Und das will etwas heißen in Zeiten, in denen Medien um jede Leserin und jeden Leser und jede Werbeanzeige kämpfen müssen.
Es geht um Macht und Einfluss, mitzunehmen, was nur irgendwie geht. Wozu sonst sollte sich der Konzern an einem TV-Sender beteiligen, wenn man doch bisher vor den hohen Kosten des Fernsehmachens zurückgeschreckt ist. Was wird jetzt aus dem Sender? Wozu wird er genutzt? Wer kommt ins Bild und wer nicht? Das Prinzip wird sein: Du gibst mir, ich gebe dir – und am Ende wird es als Synergie schöngeredet.
Es hat im Parlament in Rom schon Versuche gegeben, die Macht der Athesia zu beschränken, die einer Monopolstellung nahekommt. Der PD-Senator Gianclaudio Bressa hat es in der vergangenen Legislaturperiode probiert. Der Versuch ist versandet. Damit das weiter so bleibt, hofieren die Dolomiten Lega und Fratelli d‘Italia. Die lokale Politik schweigt mutlos.
Die Macht der Athesia gehört beschnitten. Ein Medienmonopol verzerrt Politik, Wirtschaft, Gesellschaft. Ein Monopol hat einen Preis: Vielfalt und Demokratie.
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