Klassisch wird Antipasto alle verdure mit einer Dose Thunfisch angerichtet. Aber auch pur schmeckt das Gemüse himmlisch auf einer Scheibe geröstetem ...
Leitartikel
Balance der Interessen
Aus ff 32 vom Donnerstag, den 08. August 2024
Der Tourismus ist eine wichtige Branche. Doch er nervt die Einheimischen zunehmend. Es gilt also auch auf die Menschen zu schauen, die hier leben. von Georg Mair, Chefredakteur
Der Tourismus in Südtirol ist ein boomender Sektor. Jedes Jahr besuchen mehr Menschen unser Land. Wir stehen schon bei 37 Millionen Übernachtungen. An den Hot-spots auf der Seceda oder in Villnöß drängen sich die Leute, manche kommen gar nur, um ein Foto zu machen.
Der Tourismus in Südtirol ist ein Sektor, der immer mehr Menschen lästig ist. Zu viele Leute, zu viel Verkehr, zu viel Verbrauch von Ressourcen, von Natur und Landschaft. Dieser Overtourismus, den die Tourismustreibenden nur widerwillig, wenn überhaupt zur Kenntnis nehmen, ist ein brisantes Thema. Es bedroht eine ganze Branche. Er macht viele Menschen im Land grantig. Ein bisschen paradox ist das schon, denn auch viele von uns sind Reisende.
Der Tourismus in Südtirol ist ein Sektor, der das Land geöffnet hat, die Menschen, die kamen und immer noch kommen, haben unseren Horizont erweitert. Ohne ihn oder mit einem deutlichen Rückgang des Tourismus würde Südtirol verarmen. Es ist ein Fortschritt, der heute die Geschäftsgrundlagen der Branche beschädigt, die Schönheit der Natur und Landschaft. Fortschritt ist immer Nutzen und Schaden zugleich. Hier gilt es, eine Balance zu finden. Südtirol ist noch auf der Suche danach.
Eine Balance der Interessen zu finden heißt, Hoteliers und Gastwirtinnen nicht hinterherzulaufen, es ist nur logisch, dass sie mehr wollen. Sie sind nach den Bauern die stärkste Lobby im Land. Kann der neue Landesrat für Tourismus und Landwirtschaft, Luis Walcher, diesen Lobbys widerstehen? Den Beweis, dass er im Interesse der Allgemeinheit handelt, muss er erst erbringen. Es ist die Pflicht der Politik, der Landesregierung aus SVP, Freiheitlichen, Fratelli d’Italia, Lega und Civica, Grenzen zu setzen.
Der Tourismus in Südtirol ist ein Sektor, der viele Menschen beschäftigt. Er betrifft rund 43.000 Angestellte, 31.000 von ihnen sind saisonal beschäftigt, viele machen Überstunden, viele haben wenig Freizeit. Es sind Arbeitskräfte, die begehrt sind, der Sektor ist nicht mehr so attraktiv, wie er einmal war. Von den Abgängern der Hotelfachschulen sind zehn Jahre nach Schulabschluss nur 37 Prozent noch in der Branche tätig. Das spricht nicht für die Branche.
Jetzt bekommen die Angestellten mehr Geld. 50 Euro brutto mehr im Monat (150 statt 100) an Zulage, so sieht es der Landeszusatzvertrag vor, die erste T---ranche ab Dezember 2024, die zweite (20 Euro) ab Dezember 2025. Dazu kommt eine Erhöhung der Gehälter durch den nationalen Kollektivvertrag, 200 Euro brutto im Monat, die letzte Rate kommt erst 2027. Dazu Einmalzahlungen von
300 Euro brutto für Fixangestellte und 112 Euro für Saisonkräfte. Die Gewerkschaften haben bis auf den AGB/CGIl den Vertrag unterzeichnet.
Im Gastgewerbe kann man gut verdienen, vor allem wenn es viel Trinkgeld gibt oder Zahlungen nebenbei, aber das Salär kann auch armselig ausfallen. Doch die Kernfrage ist: Decken die Lohnerhöhungen die höheren Lebenshaltungskosten in Südtirol und die Inflation ab? Wohl kaum. In Österreich gibt es etwa in der Gastronomie schon eine Fünf-Tage-Woche.
50 Euro brutto mehr im Monat haben wohl kaum das Zeug, die Leute an die Theke oder in den Speisesaal zu locken.
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