Harte Konkurrenz, hoher Zeitdruck und viele Tränen – die World Skills von Lyon verlangen ihren Teilnehmern alles ab. Auch der Floristin Sarah Götsch und dem Fliesenleger Dominik Capovilla.
Leitartikel
Mir sein mitn Radl, wo?
Aus ff 39 vom Donnerstag, den 26. September 2024
Südtirol spornt Einheimische und Gäste zum Fahrradfahren an. Das ist sehr löblich. Nur schade, dass dabei vergessen wird, Verkehrsmittel und Infrastrukturen entsprechend auszubauen. von Karl Hinterwaldner, Vizechefredakteur
Ich fahre Rad … weil’s guttut! Dieser Schriftzug ist derzeit auf großen Plakatwänden überall im Land zu lesen. Darauf sieht man Bilder von freiwilligen Helferinnen des Weißen und Roten Kreuzes, einem Musikanten mit Tuba oder einem Sportarzt, alle mit Radl, alle scheinbar glücklich.
Die Kampagne hat das Land Südtirol gestartet, allen voran die Landesräte Hubert Messner, zuständig für Gesundheit, und Daniel Alfreider, zuständig für Mobilität. Weil, richtig: Radfahren ist „ein wichtiger Schlüssel zu einem gesünderen Leben“ (Messner). Und, ebenso richtig: Wir können „auf bestimmten Wegen auf das Auto verzichten und dafür auf die eigenen Füße oder das Rad umsteigen“ (Alfreider).
Wer täglich 20 bis 30 Minuten radelt, besagen Studien, lebt länger und gesünder. Südtirol spornt Einheimische und Gäste mit seiner Kampagne dazu an. Das ist sehr löblich. Nur schade, dass dabei vergessen wird, die Verkehrsmittel und Infrastrukturen entsprechend auszubauen.
Das fängt bei den Radwegen an. Es stimmt, Südtirol hat sie in den vergangenen Jahrzehnten ausgebaut. Heute kann man vom Brenner bis nach Salurn radeln oder vom Reschen nach Winnebach – ohne jemals den Radweg verlassen zu müssen. Sogar in einige Seitentäler wie das -Passeiertal oder das Ahrntal führen Radwege.
Das ist für die Radgemeinde eine schöne Sache. Trotzdem bestehen eine Menge weißer Flecken auf der Südtirol-Landkarte, die „ohne“ auskommen müssen. Wer etwa nach -Gröden und weiter auf die Pässe biken will, muss dafür die Straße nutzen. Und sie mit Autos und Motorrädern teilen. Das ist, besonders zu Stoßzeiten, brandgefährlich.
Dasselbe Problem stellt sich entlang der Radwege auf den Hauptrouten: Wenn, so wie jetzt im Herbst, große Gruppen unterwegs sind, wird es schnell eng – mancherorts zu eng. Dann kracht es. Oder, viel öfter, man kriegt mit viel Dusel gerade noch so die Kurve.
Nicht ausgestattet für große Mengen an Fahrrädern ist man auch bei Bus und Bahn. Obwohl das vom Land ausdrücklich beworben und unterstützt wird. Mit einer eigenen „bikemobil Card“ solle man „Südtirol erkunden: mit Bus, Bahn und Bike“.
Auf einigen wenigen Buslinien werden zwar „circa fünf bis sechs“ Fahrräder mitgenommen, die allermeisten Busse tun das aber nicht. Und wenn es ganz blöd geht, erhält man einen Anschiss vom Busfahrer nur weil man nachfragt, ob er einen auch samt Rad mitnehmen könnte.
Die Züge sind da schon besser ausgestattet, aber längst nicht gut genug. Bis zu 20 Räder finden in einem Regionalzug Platz. Das klingt nach viel, ist aber oft zu wenig, das kann man zum Beispiel in der Vinschgerbahn fast täglich erleben. Manchmal müssen überzählige Bikerinnen und Biker draußen bleiben, manchmal wird einfach eingeladen, bis die Durchgänge verstopft sind. Ein Unding.
Also: „Ich fahre Rad … weil’s guttut.“ Gern! Aber die Politik muss schnell in einen höheren Gang schalten. Nur Plakate mit blumigen Slogans aufzuhängen, ist zu wenig.
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