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Leitartikel
Und sie kommt nicht
Aus ff 41 vom Donnerstag, den 10. Oktober 2024
Die ff kommt nicht, klagen immer mehr Leute. Wenn die Post die Zeitungen nicht bringt, ist das ein Schaden für die Meinungsvielfalt im Land.
E
s war einmal die Post, die pünktlich die Briefe und die Zeitung brachte, wenn auch vielleicht erst am Nachmittag, aber wenigstens am Tag des Erscheinens. Wir, als Bürgerinnen und Bürger – und auch als Zeitung –, konnten uns auf die Post verlassen. Der Briefträger war ein alter Bekannter, der neben den Briefen und der Zeitung auch den Dorfklatsch mitbrachte.
Auf die Post verlassen können wir uns oft nicht mehr. Die ff, die am Donnerstag erscheint, landet immer öfter am Erscheinungstag nicht in den Postkästen. Das verärgert die Leserinnen und Leser und ist schlecht für uns. Denn die Leserinnen und Leser, die die ff abonnieren, sichern unser Überleben, neben den Leuten, die sie am Kiosk kaufen, und neben den Firmen, die eine Werbung schalten. Kommt die Zeitung nicht zu den Leuten, ist das ein großes Problem.
Die italienische Post trug einmal Briefe und Pakete aus, sie war in Südtirol der Erstversorger der Leute mit Informationen, neben Radio und Fernsehen. Sie brachte die Neuigkeiten ins Haus, in Form von Papier. Heute gibt es daneben viele andere Möglichkeiten, sich zu informieren. Diese Möglichkeiten sind nicht immer so verlässlich wie eine Zeitung.
Südtirol ist, was die Verteilung von Tageszeitungen oder Wochenmagazinen wie die ff angeht, eine besondere Provinz. Die Mehrzahl der Hefte verkaufen sich im Abonnement, nicht am Kiosk. Im restlichen Italien ist es umgekehrt.
Die Post (gegründet 1862 als „Poste e telegrafi italiani“) ist ein großes Unternehmen, privatisiert, aber zu 65 Prozent im Besitz des italienischen Staates, sie macht 12 Milliarden Euro Umsatz und bietet heute allerlei Dienstleistungen an: Bankgeschäfte, Telefonie, Versicherungen oder Paketzustellung im Dienste des Internet-Giganten Amazon, mit SDA betreibt sie ihr eigene Spedition. Und sie verdient gut damit.
Und freilich bringt die Post auch noch Briefe und Tageszeitungen und ein Magazin wie die ff. Aber wann? Unsere Abonnentinnen und Abonnenten beschweren sich: Am Donnerstag kommt die ff nicht, am Freitag auch nicht, vielleicht dann am Montag oder am Mittwoch die Woche drauf. Oder gar nicht.
Das ist ein Ding der Unmöglichkeit, ein Schaden nicht nur für uns, sondern für alle, die Zeitung machen. Liegt es an den Postboten? Eher nicht, sie nehmen mit, was man ihnen einpackt.
Protestiert man bei den Herren der Post, dann geloben sie Besserung, beklagen den Personalmangel und die Schwierigkeit, Postboten zu finden, besonders im Sommer. Aber jetzt ist der Sommer vorbei. Aus ihren Worten kann man heraushören, dass es keine große Hoffnung auf Besserung gibt.
Warum eigentlich zahlt das Land 11 Millionen Euro im Jahr an die Post, wenn der Dienst nicht funktioniert? Das ist viel Geld. Fordert das Land energisch genug Gegenleistungen ein? Eine autonome Post ist vielleicht zu viel verlangt, aber die Landesregierung müsste sich schon ein paar konkrete Gedanken über eine immer noch essenzielle Dienstleistung machen. Stellen wir uns einmal vor, die Umsetzer für die Programme der Rai oder des ORF und ZDF würden einmal funktionieren und einmal nicht. Der Aufruhr wäre groß, eine Lösung schnell gefunden.
Heute schreibt fast niemand mehr einen Brief. Aber trotzdem ist es wichtig, dass die Post funktioniert. Tut sie es nicht, ist es ein Schaden für alle Zeitungsverlage im Land, ein Schaden für die Meinungsvielfalt.
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