Leitartikel

Es wird heiß

 

Wir heizen die Erde immer weiter mit Öl, Gas und Kohle auf. Das fällt uns jetzt schon auf den Kopf. Was dagegen helfen würde. Und was nicht.

Derzeit läuft die 29. Weltklimakonferenz in Baku, Aserbaidschan. Die Hauptstadt der ehemaligen Sowjetrepublik liegt am Kaspischen Meer und ist rund 4.000 Kilometer von Bozen entfernt. Die Wirtschaft des Landes baut auf der Öl- und Gasindustrie auf.

Öl und Gas – war da nicht was? Genau, die fossilen Brennstoffe Öl, Gas und Kohle sind die Hauptverantwortlichen für die Erderhitzung. Ihre Verbrennung setzt den Großteil der Treibhausgase frei, die in die Atmosphäre gelangen. Den Rest besorgen abgeholzte Wälder, immer mehr Viehzucht und bestimmte Gase, die bei industriellen Prozessen entstehen.

Nun tagen also die Spitzenleute der Länder dieser Erde in Baku, um dem Klimawandel Einhalt zu gebieten. Sie werden diskutieren, streiten, um Nebensätze ringen. Am Ende wird vielleicht ein Kompromiss stehen – oder auch nicht. Je nachdem, ob man sich einigen kann.

Seit der ersten Klimakonferenz in Genf im fernen Jahr 1979 gab es schon einige Papiere, Konventionen, Protokolle und formulierte Ziele. Als man in Genf tagte, stieß die Welt noch an die 29.000 Millionen Tonnen, eine unglaubliche Zahl mit vielen Nullen, Treibhausgas aus.

Was damals bereits viel zu viel war, ist heute noch viel, viel mehr geworden. Inzwischen bläst die Welt an die 50.000 Millionen Tonnen in die Luft. Und es ist kein Ende in Sicht. Trotz aller Gipfel, trotz aller Bemühungen.

Der renommierte Südtiroler Gletscherforscher Georg Kaser wirkte an den Vorbereitungen zum Klimagipfel in Baku mit. Der beständige Warner vor der Klimakatastrophe ist aber realistisch, was den Ausgang desselben angeht: Klimagipfel seien zwar ein guter Prozess, sagte er auf Rai Südtirol, aber das Problem lösen tun sie nicht. Was löst nun das Problem? Extremer werdendes Wetter, Anstieg des Meeresspiegels oder globales Artensterben – wie können wir das aufhalten? Mit gegenseitigen Schuldzuweisungen oder Alibiaktionen wird das nicht gelingen.

Es wird uns also nicht helfen, wenn wir sagen, alle diejenigen, die Fleisch essen, seien an der Erderhitzung schuld. Oder wer mit einem Flugzeug fliegt, besiegelt den Untergang der Menschheit. Genauso wenig dienlich ist es, sich einen Tesla zu kaufen und zu meinen, damit habe man seinen Beitrag zum Klimaschutz bereits geleistet.

Wenn wir das Klima wirklich schützen wollen, müssen wir die Ursachen bekämpfen – und nicht die Folgeerscheinungen. Und Hauptursache sind die fossilen Energieträger. Jahr für Jahr wird mehr Öl, Gas und Kohle gefördert.

Das muss sich ändern. Und zwar dringend. Die Temperatur auf der Erde wird heuer erstmals um mehr als 1,5 Grad Celsius gegenüber dem Mittelwert der vorindustriellen Zeit ansteigen. Das wollte man bei der Klimakonferenz in Paris 2015 unbedingt verhindern: Die globale Erwärmung solle nicht über 1,5 Grad Celsius steigen und auf jeden Fall „deutlich unter“ 2 Grad Celsius bleiben.

Um das zu erreichen, muss der weltweite Ausstoß von Treibhausgasen bis 2050 im Vergleich zu heute um die Hälfte verringert werden. Und bis Ende des Jahrhunderts auf nahezu null sinken. Das heißt im Umkehrschluss: Innerhalb von 75 Jahren müssen wir die Förderung von Öl, Gas und Kohle komplett einstellen. Hier gilt es anzusetzen.

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