Tourismus – Unterland: (aw) Zehn Unterlandler Gemeinden haben sich zur Ferienregion „Südtirols Süden“ zusammengetan. Geschäftsführer Lukas ...
Leitartikel
Fahren, fahren, fahrlässig
Wenn die da oben über Verkehr reden, geht es darum, für freie Fahrt zu sorgen. Warum reden sie nicht ernsthaft darüber, wie er sich begrenzen lässt?
Die Hoteliers wollen, dass ihre Gäste über die Brenner--autobahn nach Südtirol brausen können. Von Norden wie von Süden. Dafür wird die A22, sobald die Konzession vergeben ist, eine dritte Spur von Verona nach Bozen bauen. In der Ausschreibung steht, worin die Eigentümer der A22, darunter das Land Südtirol, investieren: in Verkehrs-projekte. Die noch mehr Verkehr erzeugen.
Es jubeln: die Gastwirte, die Frächter, die Leute, die jammern, dass sie im Stau stehen und nicht verstehen, dass sie Teil des Problems sind, weil sie selbst in einer Blechkiste sitzen.
Nichts zu jubeln haben: die Leute, die täglich im und mit dem Gestank und Lärm leben, die Natur, die fast keine Stimme mehr hat bei denen da oben. In Südtirol ist die Absicherung und Erweiterung der Autonomie jetzt das große Thema – die SVP hat sich mit Leuten verbündet, die nicht an den menschengemachten Klimawandel glauben. Und wer noch mal ist jetzt Landesrat für Umwelt?
Der Vertreter der Belvita-Hotels, Paul Zimmerhofer, hat kürzlich den Hörerinnen und Hörern von Rai Südtirol eine Verschwörungserzählung aufgetischt. Zimmerhofer ist ein tüchtiger Hotelier, er führt mit der Familie das „Schwarzenstein“ in Luttach im Ahrntal, ein 5-Sterne-Haus. Er sagte: „Wir finden, dass die Entscheidung von österreichischer Seite auch dahingehend getroffen wurde, dass die Touristen einfach nicht mehr nach Südtirol kommen sollen.“ Zimmerhofer hat nicht nur in seinem Namen geredet.
Worauf spielt er an, wenn er vom Brenner als „Wirtschaftswaffe“ redet? Vor allem auf die Sanierung der Luegbrücke, die den Verkehr auf der Autobahn aufhält und einige Jahre dauern wird. Ja, sie sorgt für Staus, aber ist es eine dringend notwendige Sanierung oder eine Verschwörung? Es ist, rational betrachtet, eine Sanierung, um zu verhindern, dass eine megabelastete -Brücke einstürzt. Es ist eine Sanierung für die Wirtschaft.
Sicherlich, die Optik ist im Moment fatal. Bauarbeiten in Nordtirol an der Luegbrücke und der Sillbrücke bei Innsbruck auf der Autobahn, auf der Zufahrt zum Reschen und im Sommer auch an der Brennerbahn. Und in Südtirol fahren die Züge ins Pustertal und in den Vinschgau ein Jahr lang nicht. Eine optimale Planung ist das nicht. Viele werden im Stau stecken.
Die Bösen aus Südtiroler Sicht sind immer die Nachbarn im Norden, die auf Nacht- und Wochenendfahrverbot bestehen. Ist es falsch, die eigene Bevölkerung zu schützen?
Vielleicht sollten sich die Südtiroler ein Beispiel an Nordtirol nehmen. Vielleicht könnten die Südtiroler Gastwirte ihren Gästen eine Gratis-Fahrkarte für den Zug anbieten, ihnen die Nutzung des öffentlichen Verkehrs schmackhaft machen (wer das Auto daheim lässt, bekommt einen Rabatt). Oder sich endlich eingestehen, dass das Land voll ist.
Die Debatte um die Luegbrücke und die Kritik an Nordtirol klingt seltsam, weil sie nur die Interessen der Wirtschaft im Blick hat (und natürlich will die Wirtschaft freie Fahrt, das ist durchaus legitim) und nicht die aller Menschen und der Umwelt. Warum reden wir immer nur darüber, wie wir für freie Fahrt sorgen? Und nie ernsthaft darüber, wie wir den Verkehr (der stetig steigt) wirklich begrenzen können?
Weitere Artikel
-
Promille auf 0
Die „C0,0L Dry January Challenge“ will Menschen dazu motivieren, einen Monat keinen Alkohol zu trinken. Was das bringen soll.
-
Mut für ein neues Denken
Über 500 Gäste beim Unternehmerempfang in der X Timber AG im Eggental. Heiner Oberrauch, Präsident des Unternehmerverbandes, rief zu mehr Mut und Zuversicht auf.
Leserkommentare
Kommentieren
Sie müssen sich anmelden um zu kommentieren.