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Leitartikel
Es muss sich endlich etwas ändern
Aus ff 07 vom Donnerstag, den 13. Februar 2025
Jahr für Jahr müssen Eltern Wunder vollbringen, um Beruf und Familie zu vereinbaren. Das ist beschämend.
Kindergarten- und Schulkinder haben 2025 75 Ferientage. Davon zwölf Wochen Sommerferien. Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen haben in Südtirol an die 30 Tage Urlaub. Wie passt das zusammen? Gar nicht. Wie kann man das stemmen? Als Alleinerziehende hat man keine Chance. Und selbst als Paar tut man sich schwer.
Berufstätige Eltern müssen jedes Jahr organisatorische Wunder vollbringen, um für die Betreuung ihrer Kinder in den Ferienwochen zu sorgen. Das gilt besonders für den Sommer. In diesen Wochen laufen die Anmeldungen für die verschiedenen Sommerangebote. Wer was wann machen kann, ist für viele eine Frage des Glücks und des Geldes.
Schon klar, irgendwie geht es immer. Es gibt Großeltern, sonstige Verwandte oder, wenn das Geld reicht, auch eine private Kinderbetreuerin. Laut Familienstudie 2021 geben 64 Prozent der Befragten an, auf die Unterstützung von Oma und Opa zählen zu können;
23 Prozent hingegen haben niemanden, der ihnen hilft. 80 Prozent erklären, dass Mütter weniger arbeiten, um ihre Kinder betreuen zu können. Und 48 Prozent der 30- bis 39-Jährigen geben an, keine oder keine weiteren Kinder bekommen zu wollen, auch wegen der schlechten Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Und da wundert man sich, dass die Geburtenrate seit einigen Jahren zurückgeht?!
Allein diese Zahlen sollten genügen, um in die Gänge zu kommen. Seit Jahren gibt es Versprechungen. Letztes Jahr war von einheitlichen Bildungszeiten vom Kindergarten bis zur Mittelschule die Rede, von einer besseren Verschränkung zwischen Bildung und außerschulischer Betreuung, die Sommerbetreuung sollte ausgebaut und verbessert werden. Hoffnung und Erwartungen waren groß. Nur, man kam nicht vom Fleck. Es herrscht große Ernüchterung.
Und was geschieht? Es geht weiter in die nächste Runde der Versprechungen. An einigen wenigen Pilotschulen soll jetzt die Vereinheitlichung der Bildungszeit ausprobiert werden. Ansonsten soll viel „ausgebaut werden“, an vielem werde gerade „intensiv gearbeitet“, anderes sei „schon in Ausarbeitung“.
Aber es ändert nichts daran, dass es Glück braucht, in der „richtigen“ Gemeinde zu wohnen, oder Geld zu haben, sich möglichst viele Betreuungsangebote zu leisten. Geduld ist auch gefragt. Irgendwann wird das schon klappen mit der besseren „Planbarkeit“ für Familien und den „verbesserten Vereinbarkeitsmodellen“.
Die Wahrheit ist schlicht. In vielen Papieren spricht man sich zwar für Chancengerechtigkeit und „verbesserte Vereinbarkeitsmodelle“ aus. Im politischen Alltag sind dann doch andere Dinge immer wichtiger. Südtirol ist in Sachen Familienpolitik ein konservatives Land. Hier herrscht unter all dem Fortschrittsgerede immer noch die Meinung vor, dass ein Kind am besten bei seiner Mutter aufgehoben ist, die zu Hause bleibt. Viele Frauen haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie um eine Nachmittagsbetreuung für ihr Kind ansuchen, oder sie denken an Kündigung, weil sie Beruf und Kinderbetreuung nicht vereinbaren können.
Ja, es ist nicht einfach, Familie und Beruf zu vereinbaren.
Aber dass dies in Südtirol so schlecht geht, das ist eine Folge der hier herrschenden konservativen Mentalität.
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