Südtirol im Krisenmodus: Wie wir gegen das Virus kämpfen. Titelgeschichte in ff 12/20
Panorama
„Kein Schutz für Gesunde“
Aus ff 13 vom Donnerstag, den 26. März 2020

Sanitätsbetrieb – Polemik um Halstücher: (doc) Die Geschichte hat es sogar in die römische Tageszeitung Il fatto quotidiano geschafft: Das Land Südtirol verteilt kostenlos Halstücher, die vor Infektionen mit dem Coronavirus Sars-Cov-2 schützen sollen. Grund für die Berichterstattung ist Sanitätslandesrat Thomas Widmann. Denn die Halstücher werden vom Unternehmen seiner Cousins hergestellt. Texmarket wurde 1987 von Christoph Widmann, seinem Bruder Heinrich Widmann und seinem Schwager Peter Stadler gegründet. Das Unternehmen stellt hochwertige Sportbekleidung her. Eigens für die Halstücher hat es die Produktion in Rumänien neu organisiert. Innerhalb einer Woche konnten damit viele Tausend Halstücher geliefert werden.
Das Portal Salto.bz hat die Verflechtung aufgedeckt, demnach gehe es um 300.000 Halstücher, die 700.000 Euro gekostet haben sollen. Das Team K, Alto Adige nel Cuore und die Grünen haben dazu bereits Landtagsanfragen eingereicht. Sie zweifeln insbesondere die Wirksamkeit der Tücher an.
„Halstücher sind vor allem für Erkrankte sinnvoll“, sagt zum Beispiel Franz Ploner, Arzt und Abgeordneter des Teams K. Gesunde würden durch Halstücher nicht geschützt, sondern dazu verleitet, weniger achtsam zu sein. Sanitätslandesrat Thomas Widmann ist anderer Ansicht. Halstücher würden auch Gesunde schützen, da die Tröpfchenverteilung unterbunden werde: „Bedecken Sie Ihren Mund und Ihre Nase mit einem Schal oder Halstuch.“ Dass die Halstücher vom Unternehmen seiner Cousins hergestellt werden, dafür könne er nichts, erklärte er gegenüber Rai Südtirol. Der Unternehmerverband habe Texmarket ausfindig gemacht; anstatt zu polemisieren, solle man froh sein, solch tolle Unternehmen zu haben.
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