Politik

Dienst nach Vorschrift

Aus ff 22 vom Donnerstag, den 01. Juni 2017

Quästur Bozen
Fingerabdrücke, Aufenthaltsgenehmigungen, Gesuche an die Asylkommissionen: Vor der Quästur in Bozen drängen sich die Menschen. Schutz vor Sonne, ­Kälte oder Regen gibt es nicht. © Ludwig Thalheimer
 

Landesrätin Martha Stocker verkündet frohe Botschaften, wenn es um Asylbewerber geht. Dabei leben 200 Flüchtlinge auf der Straße, und die großen Zentren arbeiten mangelhaft. „Das Wegschauen der Politik“, sagt eine freiwillige Helferin, „hat System.“

Der junge Mann kauert vor dem Zaun und hält einen Plastikbecher in der Hand. Hinter ihm liegen 15 Männer vor dem Eingang zur Mensa am Verdiplatz, eng zusammengekauert wie eine Schafherde, die für die Nacht unter einem Baum Schutz gesucht hat. Man sieht nicht einmal ihre Gesichter. Ihre Habe haben sie in ­große Plastiksäcke gepackt, die Schuhe sind ordentlich vor der Decke abgestellt.
Der junge Mann, Mitte 20, ist gerade bei der Morgentoilette, es ist halb acht Uhr in der Früh, sein Körper ist starr vor Angst. Er ist erst ein paar Tage in Bozen, der Verdiplatz ist sein

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