Politik

Die drei Weisen

Aus ff 51 vom Donnerstag, den 21. Dezember 2017

Leiter-Reber, Achammer und Foppa als
© freepik, ff-Grafik
 

Es gibt diesen Witz: Wer waren die ersten drei Politiker? – Die Heiligen Drei Könige. Sie legten die Arbeit nieder, zogen schöne Gewänder an und gingen auf Reisen.
Witze, das weiß man, sollte man nicht immer allzu ernst nehmen. Trotzdem gibt es zwischen den drei Weisen und den politischen Vertretern des Landes erstaunliche Parallelen. Wir nehmen hier mal in Vertretung die Vorsitzenden der drei größeren Parteien. Die drei Könige verkörpern, so steht es in der Heiligenlegende, die drei Lebensalter und die drei in den alten Zeiten bekannten Kontinente. Die südtirolerische Interpretation des Dreikönigstrios könnte also sein:
Der als Greis dargestellte älteste König, Melchior benannt, steht für Europa; er bringt Gold als Geschenk. Nun ist der SVP-Obmann Philipp Achammer zwar der Jüngste, jedoch ist seine Volkspartei unter Südtirols Parteien die alte Dame, und ihre ­Europa-Freundlichkeit geht so weit, dass Landeshauptmann Arno Kompatscher jüngst gar sagte, Südtirol sei „ein kleines Europa innerhalb Europa“. Gold freilich hat der SVP-Melchior keines zu verschenken. Wenn er bei anderer Leute Häusern klingelt und Lieder singt, dann um Mitgliedsbeiträge einzusammeln – Geld, das die geheiligte Parteikasse bitter nötig hat.
Es ranken sich ja zahlreiche Legenden und Erklärungsversuche um diese drei Figuren, die einem Stern gefolgt sein sollen. Eine große biblische Basis hat ­diese schöne Geschichte nicht. Sie steht nur in einem der vier Evangelien, bei Matthäus, und auch dort ist nicht die Rede von Königen, sondern von Magiern, Priestern oder Sterndeutern. Sie verfügten über ein besonders geheimes Wissen, wohl auch deshalb wies man ihnen auch Zauberkräfte zu. Wobei wir wieder bei den Politikern wären.
Diese sind schließlich Meister darin, was Geheimtreffen, Geheimdossiers oder Geheimabmachungen betrifft. Im Fall des Edelweiß-Melchiors zum Beispiel gab es in diesem Jahr von einer Geschichte einer wundersamen Amtshilfe zu berichten. Trotz versemmelter Prüfung durfte der Weise aus der SVP-Parteizentrale seinen Führerschein behalten. Mit freundlicher Unterstützung von oben, also von himmlischen Mächten.
Nun denn. Die Heiligen Drei Könige waren weder heilig, noch waren sie zu dritt, und Könige waren sie ja auch nicht. Aber die Menschen brauchen nun einmal Mythen. Und darin sind die Magier ziemlich gut, vor allem was politische Mythen betrifft. Caspar zum Beispiel, alias Andreas Leiter-Reber, 35, Landwirt und seit sieben Monaten Obmann der Freiheitlichen.
Caspar, als König im besten Mannesalter dargestellt, vertritt Afrika, er überreicht Myrrhe, die reinhaltende Kraft der Selbstbeherrschung. Etwas, das die Freiheitliche Partei in diesem Jahr oft zeigen musste. Selbstbeherrschung und Geschlossenheit auf der einen, Konfrontation und Streitlust auf der anderen Seite.
Das Freiheitlichen-Urgestein Pius Leitner schied aufgrund der Penisring-Affäre aus dem Landtag, damit ging für die Partei eine Ära zu Ende. Während die einen Blauen erleichtert darüber waren, litten andere darunter. Am Ende wurde Leiter-Reber auf den Freiheitlichen-Thron gehievt, er soll es jetzt richten: die volkstumspolitische Linie der Partei schärfen und noch einmal mehr mit dem Thema ­Migration auf Stimmenfang gehen. Als Vertreter des Exotisch-Afrikanischen liegt das ja nahezu auf der Hand.
Bliebe noch Balthasar, der mit einer asiatischen Herkunft in Verbindung gebracht wird; er überbringt Weihrauch, der als göttliches Symbol gilt und für Gebete und Opfergaben steht. Im südtirolerischen, modern interpretierten Königstrio kommt diese Rolle einer Frau zu – der Grünen-Vorsitzenden Brigitte Foppa. Die Grüne Magierin und ihre Partei schaffen es immer wieder, für Südtiroler Ohren fremde und erfrischende Klänge durch das Land wehen zu lassen. Für manche oft zu exotisch, sie halten sich dann verstört die Ohren zu. Zum Beispiel erklärte Foppa in diesem Jahr, dass die italienische Verfassung die Trennung von Politik und Kirche vorsieht, und es deshalb eine legitime Frage sei, was das Kreuz im öffentlichen Raum zu suchen habe. Das brachte des Volkes Seele zum Kochen, Kruzifix-Debatten sind im heiligen Land mühevoll.
Die Grünen-Sternendeuterin hat sich nicht drausbringen lassen, sie hat sich auf den Weg gemacht, um herauszufinden, wer die Menschen sind, die ihre Wut an ihr auslassen.
Die Heiligen Drei Könige fanden das Jesuskind nicht im Wettlauf, nicht im Wettkampf, sie fanden es miteinander. Das könnte doch auch der Kern der Politik der Zukunft sein.
Jeder Sterndeuter glaubt, die alleinige Wahrheit gepachtet zu haben. Miteinander suchen, Gemeinsamkeiten finden, warum sollte das nicht auch der politische Dreikönigsweg sein? Oder, um es mit einer alten Bauernregel zu sagen: Die Heiligen Drei Könige bauen eine Brücke – oder brechen ein. 

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  • Philipp Achammer Andreas Leiter-Reber Brigitte Foppa

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