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Politik
Der heilige Arno
Aus ff 51 vom Donnerstag, den 21. Dezember 2017
Wie Josef ist Landeshauptmann Arno Kompatscher ein Laternen-Träger. Am liebsten leuchtet er der Autonomie den Weg.
Er steht mittendrin und spricht dennoch kein Wort. Irgendwie steht dieser Mann wie überflüssig herum. In vielen Darstellungen hält er eine Laterne in der Hand, er beleuchtet die Krippe, in der das Kind liegt. Der gutmütige Kerl, Josef sein Name, gehört zu den Randfiguren der Weihnachtsgeschichte. Jedoch ist es die beste Nebenrolle der Welt, denn ohne ihn hätten wir an Weihnachten nichts zu feiern.
Es hat also durchaus seine Logik, wenn man im Südtiroler Krippengefüge Landeshauptmann Arno Kompatscher die Rolle des Josef zuteilt. Wird an diesem doch deutlich, wie ein Mann auf seinem Reifungsweg die verschiedensten seelischen und männlichen Leitbilder integrieren kann: Liebhaber, Magier, Krieger, König.
Kompatscher ist ein Liebhaber der Südtiroler Autonomie, er wird nie müde, vom „Autonomiepatriotismus“ zu sprechen. Mit dem Autonomiekonvent wollte er den Beweis dafür liefern. In diesem Jahr ist sein Konvent zu Ende gegangen, der Konvent, der eine zukunftsorientierte Chance hätte sein sollen, der dann anders ausgefallen ist, als viele sich das vorgestellt hatten. Aber sei’s drum.
Josef ist ein Realist, einer, der Zahlen und genauen Messungen mehr traut als Träumen und Verheißungen. Deshalb beläuft sich auch der Landeshaushalt 2018 auf die stattliche Summe von rund fünf Milliarden Euro; die Tourismusorganisationen hat er in diesem Jahr reformiert, er hat die Verlängerung der Brennerautobahnkonzession erreicht, 17 Prozent der Anteile der Sasa AG übernommen, den Techpark Noi in Bozen eröffnet und und und.
Der Name Josef bedeutet soviel wie Wachstum oder Vermehrung. Das passt insofern zum Landeshauptmann, als er ständig darum bemüht ist, die Autonomie auszubauen und den Wohlstand im Land zu vermehren. Und auch sonst hat er allerhand zu tun: Im Freiburger Münster etwa schlägt Josef einem Ochsen zwischen die Hörner, weil er die Windel des Krippenkindes im Maul hält. Mal sitzt er, so wie im französischen Autun, träumerisch in die Weite blickend, neben Maria und dem Kind. Oder hält singenden Engeln die Noten wie in Rom.
Der Südtiroler Josef hatte 2017 auch so einiges zu tun mit Ochs und Esel, Wolf und Bär, mit Giftzwergen und störrischen Lämmern. Im Gegenzug zog es ihn zwischendurch in die Weite, nach Indien, Nepal und Russland.
Der richtige Josef hatte es nicht immer leicht. Trotzdem schaffte er es 1870 zum Schutzpatron der katholischen Kirche. Er beschützt Ehepaare und Familien, die Arbeiter und alle Stände. Ob die Südtiroler ihrem Josef auch künftig einen Platz inmitten des Geschehens zuweisen werden, wird sich im nächsten Herbst zeigen.
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