Politik

Die Hirten

Aus ff 51 vom Donnerstag, den 21. Dezember 2017

Zeller und Kronbichler als Hirten
© freepik, ff-Grafik
 

„Pastori tedeschi“ im Parlament in Rom. Jetzt müssen sich Karl Zeller und Florian Kronbichler eine neue Herde suchen.

Wenn Karl Zeller ruft, bewegen sich die Schafe, als würden sie von den Hirtenhunden zusammengetrieben. Worte genügen. Er ist der Oberhirte, der von einer erhöhten ­Position aus Schafe und Unterhirten kontrolliert.
Karl Zeller bringt für die SVP die frohen Botschaften nach Hause, die Hirten sind in der Weihnachtsgeschichte die Empfänger und die Überbringer der guten Nachrichten. Karl Zeller ist freilich beides: Er formuliert die frohen Botschaften selber, die Verbündeten vom Partito democratico setzen ihr „Visto“ darunter, und der SVP-Senator begibt sich damit nach Südtirol. Es sind dann Kleinigkeiten wie die Zuständigkeit für den Stilfser-Joch-Nationalpark oder fette Beute wie das Wahlgesetz, das der SVP bei den Parlamentswahlen im Frühjahr 2018 Gold, Weihrauch und Myrrhe verspricht. Hirten, die schwarze Schafe hüten, haben dann keine Chance mehr.
Karl Zeller muss jetzt als ­Parlamentarier abtreten, aber der Anwalt hat vorgesorgt, politisch bleibt er als stellvertretender Parteivorsitzender ein Einflüsterer.
Hat er es aber auch verstanden, seine Nachfolger zu trainieren? Manchmal, so hat man den Eindruck, irren sie wie Schäfer vom Land durch Rom und wollen nichts wie heim. Karl Zeller hat sich immer sicher durch die Stadt bewegt, die eine Wölfin in ihrem Wappen trägt, er wusste, wo die Wege zur Macht verlaufen. 

Florian Kronbichler weiß, was ein Hirte zu tun hat, schließlich ist er ein Bauernbub, den Teil der Kindheit und Jugend, der prägt, hat er im Knaben­seminar zugebracht. Jetzt ist er Kammerabgeordneter in Rom, bei welcher ­Fraktion eigentlich? Ah ja, als Wanderhirte hat er sich bei seiner politischen Transhumanz den Linken von „Articolo 1 – Movimento ­Democratico e Progressista“ (MDP) angeschlossen“. Dabei hält der ehemalige Chefredakteur der ff eigentlich wenig von Opposition, auch wenn er gerne den Advocatus diaboli gibt.
In Rom hat er nun bald fünf Jahre als braver Hirte, nein, nicht eine Partei, sondern das Südtirol gehütet, das nicht nach Karl Zellers Pfeife tanzt, wenn es um römische Belange geht – und ganz Italien ein bisschen dazu. Denn was ist ein Abgeordneter, der die Verfassung ernst nimmt, wenn nicht ein Hüter des Gemeinwohls? Und nicht ein Hirte, der zuschaut, wie dem Nachbarn die Schafe davonlaufen, wie die Kollegen von der Südtiroler Volkspartei.
Florian Kronbichler (66) war der Südtirol-­Autonomie treuer als Zeller & Co. Er ­verteidigt sie, so wie sie ist, vor den selbstbestimmten Wölfen. Im Frühjahr 2018 wird Kronbichler vermutlich als Abgeordneter in Pension geschickt. Er wird natürlich rührig bleiben, seinen Job in Rom tat er mit Lust, und seiner Partei (den Grünen?) als unkorrekter ­Hirte auf die Nerven gehen. 

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