Politik

Pferd, Kamel & Elefant

Aus ff 51 vom Donnerstag, den 21. Dezember 2017

Pferd, Kamel und Elefant
© freepik, ff-Grafik
 

Die Reit- und Lasttiere der Heiligen Drei Könige haben Biss. Nur manchmal sind sie etwas bockig ...

Marco Pappalardo: Das Pferd
Sie sind exotisch wie die Heiligen Drei Könige, denen sie Transportmittel sind: Pferd, Kamel und Elefant. Das Vergnügen, sie zu betrachten, ist aber von kurzer Dauer, laut Kirchenkalender sollen sie erst ab dem 6. ­Januar in der Krippe aufgestellt werden. Nun gut: Das eine oder andere Vieh drängt sich mitunter schon mal vorab in den Vordergrund, aber das ist eine andere Geschichte.
Das Pferd darf in der vorliegenden Konstellation als das wohl eleganteste und geschmeidigste Last- und Reittier gelten. In unserer Weihnachtskrippe ist die Rolle des Pferdes dem ehemaligen SMG-Chef und IDM-Touristiker Marco Pappalardo, zuerkannt. Weil Vollblüter, wie er einer ist (ein Araber), das schnelle und ausdauernde Laufen im Blut haben, war es für Landeshauptmann Arno Kompatscher folgerichtig, ihn für große Rennen abzukommandieren.
Als Chef der neu geschaffenen „Agentur für Presse und Information“ darf Pappalardo nicht nur die Landeskommunikation verbessern helfen, sondern muss in Rom sogar gegen Hyänen antreten, die Südtirol und seiner Autonomie Übles wollen. Viel zu schlau, um plump als Propagandaminister an den Start zu gehen, weiß Pappalardo nur zu gut, dass hier nur Marketing-Qualitäten weiterhelfen. In der Krippe wird das Pferd Melchior zugeordnet, dem europäischen Weisen. Und was ließe sich besser verkaufen als ein Südtirol, das „ein kleines Europa innerhalb Europas“ ist, wie es der Landeshauptmann jüngst formuliert hat.
Markus Larcher

Ingomar Gatterer: Das Kamel
Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt: Man darf davon ausgehen, dass er, Ingomar Gatter, das bib­lische Gleichnis kennt. Aber wie man ihn kennt, traut er sich zu, es zu widerlegen. Wird es ihm also gelingen, wenn nicht das Reich Gottes, so doch Südtirol zu erobern?
Das Bemühen des Pusterer Unternehmers und Schlossbesitzers ist jedesfalls bemerkenswert: Die Sad AG, das weiß man inzwischen, ist bloß der Anfang. Gatterer will mehr. Und er lässt sich von seinem Vorhaben nicht abbringen – weder von Gewerkschaften, linkslastigen Beamten und anderen Kommunisten, die der freien Marktwirtschaft den Garaus machen wollen, um unser Land wieder in die dunklen Zeiten der Planwirtschaft zurückzuführen, noch vom heiligen Josef respektive Arno Kompatscher, der andere Pläne für ­Südtirols Nahverkehr verfolgt, und schon gar nicht von sogenannten Mitbewerbern, die ihm die Stirn bieten möchten, die er mit Klagen eindeckt und am liebsten allesamt aufkaufen möchte. Das Kamel mag im Stall zu Betlehem eine Nebenrolle ­gespielt haben, in Südtirol galoppiert es durch das Land und wirkt eher wie ein Elefant im Porzellanladen. Gut möglich, dass letztendlich alle davon profitieren. Wenn alles bleibt, wie es immer war, könnte dies schlimme Folgen haben – für den Nahverkehr, die Gewerkschaften, für Südtirols Beamtenwesen. Insofern ist nicht auszuschließen, dass Gatterers wildes Treiben segensreich ist.
Norbert Dall’Ò

Andreas Pöder: Der Elefant
Wie das Pferd und das Kamel darf der Elefant erst zu Dreikönig zur Krippe gestellt werden – er ist das Reittier von Kaspar, einem der drei Weisen. Ein Elefant muss im Deutschen viel üble Nachrede ertragen: ein Elefant im Porzellanladen; aus einer Mücke einen Elefanten machen; ein Gedächtnis wie ein Elefant haben. Früher sagte man auch: Ein Elefant überlebt viele Fliegen.
Andreas Pöder, der Abgeordnete der Bürgerunion im Südtiroler Landtag hat schon vieles überlebt, er ist ein beweglicher Elefant. Politisch ein Single-Elefant, der Gesellschaft sucht, wenn es ihm nützt. Lange überlebt ein Single-Elefant freilich nur in der Politik, doch wie ein Politiker geht auch ein Elefant immer wieder mal andere Wege.
Bei Pöder war die Herde bei den letzten Landtagswahlen die „Ladins“, jetzt sind es die Impfgegner, die ihn 2018 in das Landesparlament bringen sollen. ­Pöder braucht ein Alleinstellungsmerkmal: Selbstbestimmung und Ausländerfeindlichkeit sind von den anderen Rechtsparteien im Landtag besetzt, der Südtiroler Freiheit beziehungsweise den Freiheitlichen. Sein Kapital, sagte er zu ff (Titelgeschichte 34/17), sei es, der Landesregierung auf die Eier zu gehen.
Andreas Pöder, 50, hat schon ein langes politisches Leben hinter sich – Elefanten können steinalt werden. Er tut dafür auch einiges, trompetet schrill, verschickt besonders gern an nachrichtenarmen Tagen Pressemitteilungen, die willige Redakteure in knackige Nachrichten gießen. Eine Mitteilung von Pöder könnte also lauten: Impfstoffe sind so gefährlich, dass sie sogar einen Elefanten töten können.
Andreas Pöder steht immer wieder auf, wenn er liegt: Das muss man ihm lassen. Freilich: Was sollte der einstige Getreue von Eva Klotz sonst machen, außer Politik? So gesehen könnte Andreas Pöder auch in der Augsburger Krippe stehen. Dort gibt es – einzigartig in der Krippenwelt – auch ein Chamäleon. 
Georg Mair

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