Politik

Die pragmatische Autonomie

Aus ff 03 vom Donnerstag, den 20. Januar 2022

Silvius Magnago
Als über Südtirols Zukunft und das Zweite Autonomiestatut entschieden wurde: Landeshauptmann Silvius Magnago auf der SVP-Landesversammlung 1969 in Meran. Den Paketgegnern versicherte er: „Ich habe gemolchen und gemolchen, was nur gegangen ist.“ © Archiv
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Heute vor 50 Jahren trat das Zweite Autonomiestatut in Kraft. Insgesamt sind dessen erbrachten Leistungen recht gut, aber es weist auch große Lücken auf.

Der 20. Januar 1972 war ein unscheinbarer Donnerstag, aber für Südtirol sollte dieser Tag eine Wende einleiten. Das Zweite Autonomiestatut trat in Kraft, und damit begann für das Land eine neue Zeitrechnung.

Das Erste Autonomiestatut von 1948 entsprach nicht den Wünschen Südtirols. Die Entscheidungs- und Verwaltungskompetenzen waren in Trient konzentriert, nicht in Bozen.

Überdies tickte eine soziale Zeitbombe. Die Modernisierung der Landwirtschaft setzte Arbeitskräfte frei, die kaum einen Zugang zu den Staatsstellen hatten und die italienisch dominierte Industrie

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Leserkommentare

1 Kommentar
Artim
22. Januar 2022, 08:26

Nicht wenige — auch hierzulande — haben es sich in den letzten Jahrzehnten geschichts- und damit zukunftsvergessen sehr bequem gemacht. Dabei sollten wir in unserer Verantwortungsgemeinschaft aus der leidvollen Geschichte des 20.Jahrhunderts doch zumindest gelernt haben: Weder die Demokratie im Jahr 1945 — nach 23 Jahren Gewalt- und Terrorherrschaft — noch die Autonomie sind vom Himmel gefallen. Den Erhalt der Demokratie und die Autonomie gilt es jeden Tag aufs Neue zu verteidigen. Sie sind ja auch heute noch keine Selbstverständlichkeiten. Minderheiten- oder Frauenrechte sind bekanntermaßen sehr verletzlich. Heute (2022) kennen wir in der Sonderverwaltungsregion (Südtirol und dt. Sprachinseln im Trentino) noch nicht mal den Zustand der Umsetzung des Gruber-De-Gasperi-Abkommens, wie z.B. über die völlige Gleichstellung mit dem Italienischen, das Recht auf den Gebrauch der eigenen deutschen Sprache, Toponomastik … Es gibt auch keine valide, begleitende Erhebungen, ein Monotoring, Studien u.a.m. Wer hindert da etwa Südtirol, die Euregio daran?
Die (dünne) Grundlage der inneren Selbstbestimmung, die Autonomie, misst sich nach wie vor real-politisch, was daraus (nicht) gemacht wurde bzw. was daraus (nicht) gemacht wird. Eine Binsenweisheit eigentlich. Es ginge nach wie vor um konkrete Umsetzung, z.B. Implementierung des Autonomiestatuts im europäischen Geist auf der Ebene des Völkerrechts — so wie es Bruno Kreisky schon damals meinte — als um Veranstaltung. Oder: Was wurde/wird konkret z.B. aus dem Autonomie-Konvent?
http://www.konvent.bz.it/de/content/autonomiekonvent-stellt-ergebnisse-im-landtag-vor-0.html
Da gibt es wohl noch Entwicklungs- und Optimierungspotenzial — eben besonders beim Ausgestalten und Umsetzen.
Hoffen wir, dass mit der Euroregio Tirol in einer Republik Europa wieder zusammenwächst, was zusammengehört. antworten

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