La ristampa di un libro del sociologo Franco Cassano mette in dubbio il nostro modo di vedere le cose.
Außensicht
Ärger bei den Freiheitlichen: Streiten und Reiten
Aus ff 45 vom Donnerstag, den 09. November 2023
Ärger bei den Freiheitlichen
Streiten und Reiten
Von Loriot, der in diesen Tagen seinen 100. Geburtstag feiert, gibt es einen schönen Sketch, der erklärt, warum Politiker einander so gerne beleidigen. Es gehe da nicht etwa um Kränkungen oder Bösartigkeiten, erklärt der geduldige Ehemann am Frühstückstisch – nein, nein –, der Streit sei in erster Linie ein Dienst am Wähler. Wie soll das Volk sich sonst auskennen, wie soll es unterscheiden? Die Politiker seien netterweise übereingekommen, „charakteristische Merkmale“ des jeweils anderen herauszuarbeiten. Und ein „Schmierenkomödiant“ ist nun mal etwas anderes als eine „Ratte“. Das klingt heiter und verletzt nicht.
In diesem Sinne meinten es die Freiheitlichen in den vergangenen Wochen sehr gut mit uns. Sie beleidigten einander in Sitzungen und Foren, auf Facebook und in Zeitungen, damit auch wirklich jeder Wähler die „charakteristischen Merkmale“ der Blauen kennt. Wir erfuhren etwa über Ulli Mair, dass in ihr eine „menschliche Kälte“ wohne, dass sie respektlos und unmenschlich sei. Sabine Zoderer wiederum sei eine Frau mit „lauwarmen Positionen“, ohne Rüstzeug (und neuerdings ohne Parteikartl).
So reden sie übereinander und man kann nicht behaupten, dass man keine Wahl hätte. Die Unterschiede sind überdeutlich: kalt oder lauwarm? Respekt- oder rüstzeuglos? Sogar einen Kopflosen haben die Freiheitlichen anzubieten, den Interims-Chef Roland Stauder. „Es gab keinen Streit“, behauptete er – nervös lächelnd wie ein Kind, das aus Furcht vor der Tetanus-Spritze eine klaffende Wunde versteckt. Bei den Blauen ist sogar strittig, ob gestritten wird.
Glücklicherweise weiß auch die SVP dieses Maß an gesunden Reibereien zu schätzen: Solange die Freiheitlichen zanken, könne man mit ihnen „Schlittschuh laufen“, freute sich ein Volksparteiler. Ein nettes Angebot zur Weihnachtszeit, mit genügend menschlicher Kälte geht das bestimmt schon im November. Aber auch hier bot Stauder eine Alternative an: Er sehe eine Koalition eher als „Ritt auf der Rasierklinge“. Das klingt weder heiter noch verletzungsfrei, sondern recht aua – aber so ist sie eben, die Politik. Unmenschlich? Quatsch, hier reiten Übermenschen.
von Anton Rainer | Redakteur im Ressort Wirtschaft beim Spiegel in Hamburg
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