Thomas Ploner studiert in Bozen & geht dann ins Marketing zu „Dr. Schär“. Bald wird die Liebe zur Musik stärker und es zieht ihn nach Wien zu „Universal Music“. Als Gründer und „Insalateur“ beim Liefer-Service-Start-up „Juchu“ mixt er mittlerweile Salat, inspiriert vom seinem Heimathof Roaner am Ritten. Abends lässt er nur wenige Konzerte aus und ist immer noch tief in der Wiener Musikszene vernetzt.
Außensicht
Müllentsorgung: Bürgerkunde für Dummies
Aus ff 46 vom Donnerstag, den 16. November 2023
Müllentsorgung
Bürgerkunde für Dummies
Vor einigen Wochen bescherte mir der Gang zum Papiercontainer meiner Gemeinde eine Überraschung. Die Öffnung, wo vorher problemlos ganze DIN-A3-formatige Papiertüten voller Verpackungskartonage und sonstigen Zelluloseabfällen durchgepasst hatten, war mit einer stabilen Plakette zugeschraubt worden, versehen lediglich mit einer Art Briefschlitz.
Während ich gewissenhaft (wenn auch leise fluchend) Taschentücher, Küchenpapier, Zahnpastaschachteln, Klorollen und Zettelkram durch den nur wenige Zentimeter breiten Spalt stopfte, dachte ich über den Sinn dieser Neuerung nach. Offenbar hatten findige Mitbürger die Öffnung, die ungefähr der durchschnittlichen Größe eines Abfalleimerchens entsprach, dazu genutzt, Dinge zu entsorgen, die a) zu sperrig und b) wohl epper nicht Papiermüll waren.
Statt also mehr Videokameras zu installieren, war diese Erziehungsmaßnahme wohl kostengünstiger gewesen. Die Frage, die sich mir stellte, war aber: Wie doof muss eine Gesellschaft sein, dass sie so etwas Einfaches wie Müllentsorgung nicht auf die Reihe kriegt? Wie können wir von Mitbürgern, die ihren Abfall nicht fachgerecht auf fünf (!) Container aufteilen können, erwarten, dass sie ihre Vertreter schlau wählen, den Sinn von Impfungen verstehen oder sich einfach mal darauf einigen, kollektiv im Sitzen zu pinkeln, damit schmuddelige Öffi-Toiletten endlich der Vergangenheit angehören?
In einer Welt, in der Eltern vor der Klassenreise per Brief von der Schule mitgeteilt wird, wie ein Bett bezogen wird, und Menschen davor gewarnt werden müssen, keine Tiere in die Mikrowelle zu geben oder Bleiche zu trinken, ist diese Maßnahme allerdings so fehl am Platz nicht.
Wobei, eine Alternative fiele mir schon ein: die Schaffung des Berufsbildes „Müllfluencer“, damit auf Tiktok die bitter notwendige „Awareness“ „created“ wird, um die Müllentsorgerinnen und Müllentsorger von morgen zu bilden. Altroché Bürgerkunde.
von Bettina Conci | Schreibt Kolumnen, Kurzgeschichten, Kindgerechtes und Kontroverses
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