Außensicht

Adventsingen mit der SVP: Brandgefahr

Aus ff 49 vom Donnerstag, den 07. Dezember 2023

Wie haben Sie den Beginn der besinnlichen Zeit gefeiert? Mit einer Tasse Glühwein, im Kreise Ihrer Liebsten? Oder einer Tasse Tränen, im Halbkreis um die Tagesschau? Ich pflege seit Jahren eine besondere Tradition: Ich verbringe den
1. Advent auf den Instagram-Seiten unserer SVP-Man­datare. Ich schaue mir Waltraud Deeg an, wie sie im rosa Jäckchen das erste Licht anzündet, und den Parteiobmann, wie er mit Kind auf dem Arm und Sicherheitsabstand den Kranz anhimmelt. Pyrotechnik allerorten, #schönstezeitimjahr – rührende Bilder.

Auch in diesem Jahr hat uns die SVP einen schönen ersten Advent beschert, die Kerzen, bald schon sollen sie brennen. Eine blaue, wild und freiheitlich, zündelt sehr vertraut. Eine grün-weiß-rote, mit Flammen-Logo, verspricht, viel sanfter zu lodern als noch vor ein paar Jahren. Zwei kleine Kerzen stehen daneben, eine war mal groß und mächtig, hätte fast das ganze Haus abgefackelt – dann hat man sie zum Glück gezähmt. Fertig ist der Adventskranz, verkündet der Landeshauptmann mit nicht gerade festlicher Miene, wobei: Vielleicht ist es auch ein Trauerkranz, da muss sich die Partei noch finden.

Wer sich nun Sorgen macht („Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier, dann brennt der Landtag wie Papier!“), sollte bei Stol.it vorbeischauen, dort zeigt ein anschauliches Video, wie man Brände zur Weihnachtszeit frühzeitig verhindert. „Damit die stille Zeit nicht zum Albtraum wird“, reiche es, wenn man zur Sicherheit einen Eimer mit Wasser bereitstellt und die Kerzen ansonsten fleißig „beaufsichtigt“.

Die SVP macht also alles richtig, im Kranz der hellsten Leuchten will sie die „moderate Mitte“ sein, ein Loch mit Aufsichtspflicht. Und wenn rundherum gefackelt wird, wird sie das Feuer mit Sicherheit unter Kontrolle bringen. Ex­trem rechts oder rechtsextrem? Nicht so wichtig, Hauptsache man brennt für etwas. Wenn es für die Autonomie gut ist, sagt Karl Zeller zu Rai Südtirol, „machen wir auch einen Pakt mit dem Teufel“. Recht hat er: Am Höllenfeuer kann es sehr besinnlich sein, vorausgesetzt, man verbrennt sich nicht die Finger.

von Anton Rainer | Stellvertretender Leiter des Ressorts Kultur beim Spiegel in Hamburg

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