Außensicht

Landesregierung: Die Mär vom linken Arno

Aus ff 51 vom Donnerstag, den 21. Dezember 2023

Vor etwa zwei Wochen bekam man ihn wieder zu sehen, den zerknirschten Arno: Wie vor 5 Jahren wirkte der Landeshauptmann gar nicht amused bei der Bekanntgabe der gewünschten Koalitionspartner, doch hatte man ihm damals noch die Rolle des überstimmten Kämpfers für das Gute abgenommen, so rieben sich seine linken Unterstützer*innen jetzt ungläubig die Augen: Was soll das Theater? Wer die bittere Pille Fratelli so bereitwillig schluckt, darf sich nicht wundern, wenn ihm niemand das angeblich schmerzende Bauchele reiben mag.

Kompatscher hat stets damit kokettiert, ein Progressiver zu sein, man hielt ihn für einen heimlichen Linken im Business Suit, einen Ökosozialen, der sich in der Tür geirrt hatte und dann halt dort geblieben war. Damit ließ er auch die Herzen der Grünen-Wähler*innen höher schlagen. Jetzt, in seiner letzten Legislatur, würde er, so die Hoffnung, befreit von Zwängen und gestärkt durchs Wahlergebnis, so richtig loslegen und seine eigentlichen Überzeugungen durchsetzen. Nun aber stellt sich die Frage, ob das verschwörerische Zwinkern ans linke Lager wirklich ein solches war – oder er bloß etwas im Auge hatte.

Ob leere Pose oder Fiebertraum der Fans: Wer angibt, sich für Umwelt, Gleichberechtigung, die LGBTQ-Community einzusetzen, seine Werte dann aber für die magere Aussicht auf eine Autonomiereform, deren Zustandekommen mehr als fraglich ist, eilfertig opfert, wer sich mit einer Partei zusammensetzt, die auf jede Kritik an ihrer rückwärtsgerichteten Politik mit einer Klage droht, wer dagegen keine klaren Worte findet, von dem muss man annehmen, dass seine verlautbarten Ideale so tief verankert nicht sind. Da kann man noch so oft demonstrativ den Klimaplan auf den Verhandlungstisch knallen oder „rote Linien“ beschwören, die garantiert nicht überschritten würden. Letzteres ist mit der Legitimierung der Fratelli bereits passiert.

In einem hat man sich nicht getäuscht: Kompatscher will jetzt so richtig loslegen, allerdings anders, als sich seine Unterstützer*innen erhofft hatten. Es ist ein Projekt „Arno“, kein Projekt „Südtirol“. Ob er damit mehr gewinnt als er verliert, ja bereits verloren hat, ist mehr als fraglich.

von Alexandra Kienzl | Kolumnistin, Englisch-Lehrerin und ehemalige ff-Redakteurin

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