Die Rolle des Südtiroler Künstlerbundes und der Kunstbetrieb. Und wie politisch darf Kunst sein? Ein Gastkommentar von Thomas Sterna.
Außensicht
Landesregierung: Wir sind nicht blöd
Aus ff 03 vom Donnerstag, den 18. Januar 2024
Dass das mit Kompatschers Rechts-rechts-rechts-Koalition ein Schwindel ist, ein Betrug am Wahlversprechen, das ist jetzt leider gegessen. Wir sind drei Mal demonstrierend gegen sie durch Bozen gezogen, vergebens natürlich. „Demonstrieren ist ein Zeichen gelebter Demokratie“, hat unser Noch-Landeshauptmann gespottet. Aber zu spät seien wir dran gewesen. Wir hätten früher marschieren müssen. Der Herr belehrt sogar in Demonstrieren. Und wir haben so zum Schaden auch noch den Spott. Ein Betrug auch, dass wir uns künftig mit einem Vizelandeshauptmann abzufinden haben, der Galateo heißt, aber keinen solchen kennt. Galateo ist das italienische Wort für Knigge, die Anstandsregeln. Er hat keine, er heißt nur so.
Ja, auf so einen hat unsere Autonomie gewartet? Ich habe mich bisher für einen Autonomie-Patrioten gehalten. Tu ich nicht mehr. Seit Monaten redet der Landeshauptmann die Autonomie schlecht, die er zehn Jahre lang für die beste in Europa hochgelobt hat. Friedensstiftend, wohlstandsichernd, international verankert hat er sie gepriesen. Und wir mit ihm. Ist plötzlich alles nicht mehr wahr. Pfuschwerk ist die ehemals Gebenedeite. Wir kennen das Stück: Der billigste Weg zur Reform ist schlechtreden, was ist. Mit Meloni, Calderoli und Galateo, diesem Trio infernale, wird Kompatscher sie jetzt generalüberholen und wetterfest machen für die neue Zeit, sagt er.
Ich versuche wohl hineinzuhören ins Land: Was um Himmels willen ist so unerträglich alt an unserer „alten“ Autonomie? Ich höre keine „Mehr-Autonomie!“-Rufe. Nur Rufe nach sonst allerhand mehr. Und kann denn eine neue Meloni-Calderoli-Galateo-und-natürlich-Kompatscher-Autonomie so unwiderstehlich besser sein? Ich habe aufgehört zu glauben, dass Autonomie immer besser sein kann. Der Landeshauptmann sagt, er will nur unser Bestes. Und wenn wir’s ihm nicht geben, unser Bestes? Dann wird er beleidigt sein und uns für blöd halten. Sind wir halt blöd, aber er wird schon sehen: Wir sind nicht blöd.
von Florian Kronbichler | Journalist, ehemaliger Chefredakteur der ff
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