Außensicht

Lehrpersonal: Nie mehr Schule

Aus ff 08 vom Donnerstag, den 22. Februar 2024

Eine Freundin hat mir neulich erzählt, dass sie sich nach einem anderen Job umsieht. Nichts Besonderes, wäre sie nicht Lehrerin. Keine von den noch unentschlossenen Supplentinnen und auch keine ausgebrannte, den Countdown bis zur Pensionierung runterzählende, zufällig dort Gelandete und nie wirklich heimisch Gewordene.

Sie ist eine von den „Guten“, von jenen, die mit Herzblut dabei sind, sich den Allerwertesten aufreißen für die Kids; eine, deren Foto man im Lexikon erwartet, wenn man „Lehrerin“ nachschlägt. Dass so jemand hinschmeißen will – reihum scheinen gute Leute das Schulschiff verlassen zu wollen –, das macht nicht nur nachdenklich, es macht wütend.

Gründe haben sie genug: die nie aufgearbeitete ­Corona-Erschöpfung, wachsende Bürokratie, immer mehr Erziehungsaufgaben, schwierige Schülerinnen, größere Klassen, fehlende Ressourcen, Zunahme der Schüler mit zusätzlichem Betreuungsbedarf, unkooperative Eltern, die mit Anzeigen wedeln, der Anspruch, eine der Super- Bowl-Halbzeitshow ebenbürtige Performance am Pult hinzulegen, um die Aufmerksamkeit der dauerhaft reizüberfluteten Kids zu bekommen, und, und, und.

Demgegenüber steht ein angesichts der akademischen Ausbildung wahrlich nicht berauschendes Gehalt, das sich im Laufe der Jahre nicht großartig ändert, keine Aufstiegsmöglichkeiten bis auf den Direktorenwettbewerb, und natürlich die geradezu gottgleiche Anbetung durch die Bevölkerung: Das halbe Jahr frei und die andere Hälfte lang wird gejammert, so die Ansicht, bei der sich die gespaltene Gesellschaft mal ausnahmsweise einig ist.

Wer würde da noch Lehrerin werden wollen? Genau, nur Masochisten, oder eben jene, die verstanden haben, dass es sich um einen der wertvollsten und wichtigsten Berufe handelt. Es wäre höchst an der Zeit, dass jene, die die Rahmenbedingungen dafür schaffen und auch jene, die fröhlich auf das Lehrpersonal eindreschen, aber selbst nach einem Tag im Klassenzimmer schweißüberströmt aufgeben würden, dies anerkennen und danach handeln würden, bevor der Dampfer ohne taugliche Crew dasteht.

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