Antonio Rovaldi ist von der Quelle der Etsch bis zu ihrer Mündung gereist. Mit seinen Fotos will er vom zweitlängsten Fluss Italiens erzählen – und ufert dabei aus.
Außensicht
Gleichstellung: Uff!
Aus ff 22 vom Donnerstag, den 30. Mai 2024
Manchmal denke ich, wir sind auf einem guten Weg, was die Gleichstellung der Geschlechter betrifft. Dann aber holen mich Meldungen wie die jüngst veröffentlichte Astat-Studie wieder unsanft auf den Boden der Tatsachen zurück, und mir wird klar: Mädel, du lebst in einer Blase – die Mehrheit, sie tickt anders.
Gut, 79 Prozent der Befragten der Studie „So denkt Südtirol“ (schluck) geben an, dass Gleichstellung ein wichtiges Thema für sie sei, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird als unabdingbar dafür angesehen. So weit, so erfreulich. Ins Grübeln kommt man beim Weiterlesen: Nur 18 Prozent der befragten Männer halten eine „gerechtere Umverteilung der Arbeit und der Aufgaben innerhalb der Familie“ für einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Gleichstellung. Nur 9 Prozent der Männer möchten mehr Frauen in Führungspositionen sehen, schlappe 7 (!) Prozent der Befragten insgesamt finden, es sollten mehr Frauen in die Politik gehen.
Was viele Männer (64 Prozent) hingegen als sehr wichtig einstufen, ist Sicherheit und Schutz vor Gewalt. Nun riecht das, bei aller Nachvollziehbarkeit für Letzteres, doch verdammt nach einer „,unsere‘ Frauen müssen geschützt werden (auch vor Karriereflausen), damit sie weiterhin daheim den Staubwedel schwingen“-Mentalität. Gleichstellung gerne, aber bitte ohne groß was zu ändern in der Männerwelt.
Richten soll das – ganz nach landestypisch erlernter Hilflosigkeit – die Politik: 79 Prozent der Befragten schieben ihr die Verantwortung zu. Klar, bessere Kinderbetreuung und Arbeitsbedingungen zu schaffen ist Job der Politik, aber soll Ulli Mair auch zu uns nach Hause kommen und den Abwasch machen? Oder ist es möglicherweise doch nötig, dass Mann selbst den Hintern hochbekommt, um im Haushalt mehr als nur zu „helfen“? Das kann kein Dekret verordnen, das kann nur die Erkenntnis bewirken, dass es keine Gleichstellung geben kann, solange wir uns nicht von Rollenbildern aus den Fünfzigern verabschieden wollen.
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