Südtirol hat eine Europa-Landesrätin. Kaum jemand weiß das. Dabei kann Magdalena Amhof in dieser Rolle vieles bewegen.
Außensicht
Hofschlachtungen: Der verwechselte Locher
Aus ff 23 vom Donnerstag, den 06. Juni 2024
Der Bäuerliche Notstandsfonds ist eine der wirkmächtigsten Hilfsorganisationen Südtirols. Beim Durchlesen der Spenderlisten geht einem durch den Kopf, Bauer müsste man sein, und wenn’s ginge, ein notständiger. Denn wo Not, gibt’s auch einen Fonds. Freilich, nicht alle Nöte werden von der verbandlichen Hilfsorganisation als solche anerkannt und somit gedeckt. Zu den, heißen wir sie: nicht-gefühlten Nöten des Bauern gehört die fürsorgliche Belagerung durch Bauernfunktionäre (politische wie verbandliche).
Da gibt es im Landtag ein Häufchen sogenannter Bauernvertreter, deren Ehrgeiz es ist, mit schamlosen Forderungen unser aller immer noch großes Verständnis für die bäuerlichen Anliegen endgültig zu zerrütten. Zum Sprecher dieser bauernschädigenden Fraktion wirft sich gern der Sarner Franz Locher auf. Ihm ist kein Witz zu aberwitzig. So setzten er und seine Mander neulich in ihrem Landtagsausschuss durch, dass jeder Bauer künftig zwei Großvieheinheiten statt nur einer „für den Eigenbedarf“ selber am Hof schlachten darf. Ein Zugeständnis, das allen Hygiene- und Tierschutzregeln Hohn spricht, aber der Locher kennt sich aus: In amtlichen Schlachthöfen, sagt er, komme es leicht zu Verwechslungen. Die Bauernfamilie wisse dann nicht, ob sie schon das eigene Notscherle auf den Feiertagstisch bekommt und nicht irgendein wildfremdes.
Es verwundert, dass die Metzger-Innung diese sogenannten Bauernvertreter nicht sofort auf Ehrabschneidung und Geschäftsschädigung verklagt hat. Vom Viechischen aufs Menschliche übertragen, wäre das so, dass der Familienverband den Müttern abraten würde, zur Entbindung fortan ins Spital zu gehen. Der Sanitätsbetrieb könnte ihnen ein fremdes Kind unterschieben. Die Wahrheit ist, Hofschlachtung erleichtert den Fleisch-Schwarzmarkt. Die Bauernfamilie isst nicht zwei Ochsen im Jahr auf. Der Sarner behauptet, die Großfamilie schon. Das wären dann wir alle, wir, die Mafia.
von Florian Kronbichler | Journalist, ehemaliger Chefredakteur der ff
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