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Außensicht
Übersetzerinnen und Übersetzer: Noch ein weiter Weg
Aus ff 23 vom Donnerstag, den 06. Juni 2024
Ende Mai gewann Jenny Erpenbeck als erste Deutsche den internationalen Booker Prize – einen der begehrtesten Literaturpreise der Welt. Das Besondere daran: Das Preisgeld wurde zwischen der Autorin und ihrem Übersetzer Michael Hofmann zu gleichen Teilen aufgeteilt. Immerhin schlappe 58.500 Euro.
Nichts Besonderes, möchte man meinen. Dabei ringen (nicht nur) literarische Übersetzerinnen und Übersetzer seit geraumer Zeit um Anerkennung. Kommentare wie „Das schicke ich durch Google Translate“ (die ganz Gewieften machen glatt ein paar Euro für Deepl Pro locker) oder „Das macht bei uns der Praktikant, der war mal auf Sprachkurs in England“ gehören zum täglichen Brot einer Zunft, die darüber nur mehr müde lächelt. Übersetzen ist ein Handwerk, das gelernt sein will. Und obwohl „Translation Memory Tools“ bereits seit Jahrzehnten im Einsatz sind (hat jemand was von KI gesagt?), sind wir noch nicht von Maschinen ersetzt worden. Klopf auf Holz.
Wer Literatur übersetzt, muss die Sprachkunst beherrschen; muss den Ton und die Stimmung der Originalfassung treffen; muss sich gerade so weit aus dem Fenster lehnen, um ein eigenständig rundes Werk zu schaffen, dem man im besten Fall nicht anmerkt, dass es „nur“ eine Übersetzung ist.
In Südtirol, wo alle der Meinung sind, perfekt zweisprachig zu sein, ist das Ganze noch vertrackter (wobei grob geschätzt 80 Prozent der Bevölkerung nicht einmal korrektes Deutsch beherrschen): Literarische Übersetzerinnen und Übersetzer werden gerade mal im Impressum eines Werks erwähnt. Sie müssen manchmal darum betteln, wenigstens auf der Verlagshomepage irgendwo aufzuscheinen. Dabei wird oft seitenlang aus der (in Italien übrigens copyrightgeschützten) Übersetzung zitiert, deren Urheberschaft nur im Kleingedruckten genannt wird.
Es ist also noch ein weiter Weg, bis Übersetzerinnen und Übersetzer, wie von verschiedenen Vereinigungen, Verlagen und Autorinnen vorgeschlagen, zusammen mit den Autoren auf dem Buchcover genannt werden (Rückseite ist auch okay).
von Bettina Conci | Schreibt Kolumnen, Kurzgeschichten, Kindgerechtes und Kontroverses
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