Bozen:Die Klostadt

Sich selber zu zitieren, ist eine journalistische Unart, ich weiß, aber ich muss. Sie erinnern sich, von wegen an der Talfer „müssen“. Der Widerhall war überwältigend. Ich muss darauf zurückkommen, schon allein deswegen, weil mich sonst die Wirklichkeit überholt.

Grad, dass ich es noch dertan habe, mich zu beschweren. Denn Bozen wird jetzt Klo-Stadt. Umwelt-Stadträtin Chiara Rabini (eine in der Stadtregierung, die weniger verspricht, als sie hält) schreibt mir, „das Projekt für drei öffentliche WCs steht, die Arbeiten sind vergeben, Mitte September könnten sie beginnen“. Zusatz freilich: „vorbehaltlich eines Rekurses, der noch behängt“.

Es waren die reinsten Klo-Tage von Bozen. Ich schrieb, und der Bürgermeister, wird mir zugetragen, „tobt“. Das kennen wir von ihm und darf auch diesfalls nicht überbewertet werden. Am krawalligsten gab sich Grünensprecher Rudi Benedikter. Skandalös und zum Schämen nannte er ­pressemitteilend den klo-freien Zustand der Stadt. Der grüne Rudi darf sich zugutehalten, dass er auf den Missstand schon vor mir aufmerksam gemacht hat. Jetzt sprang er meiner Empörung halt bei. Wer wie er seit 1989 im Gemeinderat sitzt, und das mehrzeitlich an der Regierung, so wie die Grünen insgesamt, der muss sich bei der Botschaft von den bevorstehenden Klos an der Talfer wie der Heimkehrer aus einem Dreißigjährigen Krieg fühlen.

Zu erwarten das Gespött: „Und sonst hast keine Probleme?“ Klar gibt es größere, gibt es immer, aber die besten Probleme sind immer die kleinen. Was mir dieser Tage doch von Klo-Nöten allerorts geklagt wurde: Bahnhöfe, Ämter, Plätze – ein Sprecher des Stadtviertels Gries will eine Versammlung zum einschlägigen Notstand dort einberufen. Anträge erreichen mich. Den reizendsten bekam ich von der Partei mit dem nächstliegenden Namen: „Komm zum K(lo)-Team!“

von Florian Kronbichler | Journalist, ehemaliger Chefredakteur der ff

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