Außensicht

Schule: Das höchste Gut

Aus ff 33 vom Mittwoch, den 14. August 2024

Es war der 7. August und die Neuigkeit eigentlich keine richtige: Von den angebotenen etwa 2.000 Lehrkräftestellen in Südtirol konnte nur die Hälfte besetzt werden – wie schon in den Jahren zuvor. Ein Missstand, der nun wie gewohnt von den Schulen selbst bis zum Schulbeginn am 5. September durch Direktberufung, will heißen: oft fieberhafte Suche und Auslese von Supplentinnen und Supplenten, behoben wird, gegen den aber kein Kraut gewachsen ist. Denn: Die Wurzel des Übels, das Ranglistensystem mit seinen starren Vorgaben zu den Wettbewerbsklassen, kann vom Land nicht so einfach geändert werden.

Die Hälfte derjenigen, in deren Hände wir die (Aus-)Bildung unserer Kinder und damit ihre Zukunft legen, sind also nicht immer ausreichend qualifiziert für diesen Job. Eher ist es immer noch so, dass die Hürden für jemanden, der oder die den Lehrerberuf mit der gebotenen Begeisterung und den notwendigen Fähigkeiten ausüben möchte, zu groß sind, um den steinigen Weg über Zusatzprüfungen, Lehrbefähigungstudien, befristete Verträge und mittelmäßige Bezahlung für verhältnismäßig viel Arbeit in einem zunehmend unattraktiven Job zu gehen.

Für alle, die jetzt mit dem Stereotyp der „faulen Lehrer“ kommen: Eher gelingt es einer nur mehr nach der Pensionierung lechzenden Stammrollenlehrkraft, eine ruhige Kugel zu schieben und Dienst nach Vorschrift zu machen, als einem jungen Supplenten, der ein Jahr Mathe und das nächste Deutsch mit Integration unterrichten soll/muss – und daneben noch selbst für Zusatzprüfungen und Patentino paukt.

Erste Maßnahmen wurden vom Land bereits eingeleitet, etwa der Intensivkurs für „Quereinsteiger“, also bereits unterrichtende Lehrpersonen über 30, für den es aber ganze 50 Plätze gibt – und der wieder die „Jungen“ benachteiligt.

Ein Tropfen auf den heißen Stein, aber immerhin besser als der Vorschlag des italienischen Ministers für Unterricht und (seufz!) Verdienste, österreichische Lehrkräfte anzuwerben und mehr Geldmittel für die Schulen in Südtirol springen zu lassen.

von Bettina Conci | Schreibt Kolumnen, Kurzgeschichten, Kindgerechtes und Kontroverses

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