(ul) Kupfer wird für Stromleitungen von Wind- und Solarparks und in Batterien von Elektroautos genutzt. Deshalb ist dieser Rohstoff für die ...
Außensicht
Mormales Südtirol: Wir sind so
Aus ff 35 vom Donnerstag, den 29. August 2024
Tage waren das wieder mal! Ich sag nur Innichen, Terenten, Bozner Spital, Sinner … Morde, Krimis, Belästigungen, Missbrauch, Doping, vom mittlerweile täglichen Verkehrstoten ganz zu schweigen. Tage, die uns wimmern lassen wie dereinst den Bundespräsidenten Sascha Van der Bellen. „Wir sind nicht so“, nahm der seine Landsleute in Schutz vor der Verdächtigung, alle Österreicher seien Ibizer, Strachen und Sebastian-Kurze. Wir sind nicht so.
Doch, sind wir schon – ein bisschen. Wir Südtiroler sind so wie die meisten anderen, mit dem Unterschied, dass wir es uns nicht eingestehen. Die Vorkommnisse der Mittsommertage, mein Gott, waren halt „Umstände wie
in …“. Ich sag nicht, wie wo. Glauben eh alle immer zu wissen. Ich sag nur, wir haben es erstaunlich weit gebracht auf dem Weg zu einem ganz normalen, sagen wir aus aktuellem Anlass: stinknormalen autonomen Land. Wir müssen nicht auf südlichere Gegenden verweisen, wenn wieder einmal geschieht, was man nicht tut. Wir tun uns alles selber, Verbrechen eingeschlossen.
Die Tatsachen und wie pikiert wir darauf reagieren, haben mich an Claus Gatterer denken lassen, der heuer 100 würde, wäre er nicht vor genau 40 Jahren gestorben. Der gebürtige Sextner und Vater des Südtirol-Klassikers „Schöne Welt, böse Leut“ wurde 1981 mit dem Südtiroler Pressepreis ausgezeichnet. Zum Anlass hielt dieser Großmeister unserer Geschichtsschreibung eine Rede mit dem Titel: „Über die Schwierigkeit, heute Südtiroler zu sein“. Darin ließ Gatterer einen linkszionistischen Dichter (den Staat Israel gab es noch nicht) sagen: „Wir Juden werden erst dann ein eigenes Volk und ein eigener Staat sein, wenn wir unsere eigenen Huren und unsere eigenen Polizisten haben.“
So gesehen und die Ferragosto-Nachrichten mit inbegriffen, sind wir Südtiroler doch schon beachtlich weit auf dem Weg zu einer eigenen Volk- und Staatwerdung.
von Florian Kronbichler | Journalist, ehemaliger Chefredakteur der ff
Weitere Artikel
-
Der lustige Sohn
Memes, Parodien und ein bisschen Kabarett: wie Jakob Messner mit seiner Comedy durchstartet. Und damit seinem Vater folgt.
-
„Jetzt sind wir an der Reihe“
Tourismusexperte Harald Pechlaner über den internationalen Tourismus, das Problem der Kurzzeitvermietungen. Und was passiert, wenn wir nichts tun.
Leserkommentare
Kommentieren
Sie müssen sich anmelden um zu kommentieren.