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Außensicht
Medien: Zu schlicht gefragt
Aus ff 37 vom Donnerstag, den 12. September 2024
Jede Zeitung hat ihn, unverzichtbar wie das Kreuzworträtsel und das Sudoku. Es ist der „Fragebogen“. In diesem Blatt hier ebenso: trocken, als sei ein Inhaltsverzeichnis schon ein Titel. Das Sonntagsblattl dichtet jenseitiger: „7 x Gott und die Welt“, und fragt hauptsächlich nach Ersterem. Etwa: „Glaube bedeutet für Sie …?“ Der Wiku wiederum, Athesias Gerne-Sole24ore, stellt fachgemäß „Kapitale Fragen an …“ und will kurioserweise wissen, „wer oder was ist sein Geld nicht wert?“. Selbst Online-Magazine befragen Leser mittlerweile. So stellt Salto.bz neuerdings an ausgewählt kultivierte Mitmenschen „die immer gleichen Fragen“.
Wenn etwas in seinem Titel so understatemäßig zuwegekommt, kann es nicht anders als ironisch gemeint sein. Denn welches Medium wollte ehrlich zugeben, dass es nur „immer gleiche Fragen“ zu stellen imstand sei? Ist doch jedem halbwegs geübten Leser und jeder Leserin derartiger Fragebögen klar, dass es dabei mehr um Witz als um Wahrheit geht. Denn wen kann ernstlich interessieren, wer was „auf dem Klo liest“? Vermutlich sind es schon Jahrzehnte, dass dieses Blatt die Frage stellt. Neun von zehn Mal lautet die Antwort: „nichts“, und höchstens einmal entlockt sie einem Witzbold eine Unernstlichkeit. Mich interessiert mittlerweile, wie lange noch die Redaktion so eine Blindgängerfrage durchzuhalten gedenkt.
Ist ja auch kein Kinderspiel, für ewig gleiche Fragen immer gescheite Antwortgeber respektive -Innen zu finden, geschweige humorvolle. Der Markt ist, der er ist. Wir kennen sie inzwischen alle. Da ist die Ernsthafte, der Bummelwitzige, der Großtuerische, die Bescheidene und ihr Gegenteil. Und doch geben mitunter manche in ihren Antworten mehr preis, als sie wollen.
Da las ich jüngst, auf Salto.bz war’s, die „immer gleiche Frage“, gerichtet an Maxi Obexer, Literatin von einigem Ruf. Frage: „Ihr liebster letzter Satz eines Romans?“ Antwort der Literatin: „Es gibt natürlich seitenweise Zitate, die ich jetzt nennen könnte …“ Ich verstand: zu schlicht gefragt.
von Florian Kronbichler | Journalist, ehemaliger Chefredakteur der ff
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