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Außensicht
Studium: Medizin in Mordor
Aus ff 40 vom Donnerstag, den 03. Oktober 2024
Nun ist es also gestartet, das Prestigeprojekt „Medizinstudium in Bozen“: 60 Studierende, etwa zur Hälfte aus der Region, sollen zu Ärztinnen und Ärzten ausgebildet werden, die das Land so nötig braucht. 35 Millionen Euro stellt man für die kommenden 15 Jahre zur Finanzierung der Ausbildung zur Verfügung, noch mal so viel wird in dafür nötige Neubauten investiert.
Damit die Jungmedizinerinnen und -mediziner dann auch ihren Dienst lokal verrichten und nicht gescheit und geschickt entfleuchen, übernimmt das Land für bislang 27 von ihnen die happigen Studiengebühren von 18.000 Euro pro Jahr – im Gegenzug verpflichten sich die Studierenden nach der Facharztausbildung vier Jahre vor Ort zu arbeiten. Ob Landesrat Messner ihnen die Reisepässe schreddert oder eine elektronische Fußfessel verpasst, um den medizinischen Braindrain abzuwenden, ist nicht bekannt; wahrscheinlich müssen sie die in sie getätigte Investition bei Nichtbefolgung einfach zurückzahlen – ja tatsächlich, zu 70 Prozent.
Das ist gewiss eine nette, wenn auch etwas verzweifelte Idee (Geld als Lockmittel, als läge der Arbeitsplatz im furchterregenden Mordor), um in ein paar Jahren ein paar Jungärzte mehr im Land zu haben – zumindest vier Jahre lang. In diesen vier Jahren lernen sie hoffentlich nicht kennen, was junge Ärztinnen, die aus dem Ausland nach Südtirol zurückkehren, schnell wieder kehrtmachen lässt: Fragt man nach, sind es nämlich kaum das Gehalt oder die Wohnungsnot, die den Jungen das Arbeiten im Sanitätsbetrieb vermiesen.
Sie klagen über kaputte Hierarchien, Führungskräfte ohne Managementqualitäten, eine überbordende Bürokratie, die die Patienten ins Abseits stellt, und vor allem: über mangelnde Wertschätzung. Wer motiviert ist, Ideen hat, Sachen verändern will, wird schnell von seinen Vorgesetzten in die Schranken gewiesen, heißt es. Dienst nach Vorschrift statt neue Wege und Vernetzung, Quantität statt Qualität.
Da mal einen Blick hinzuwerfen und Dinge umzukrempeln, kostet bestimmt keine 70 Millionen Euro, aber Durchsetzungsvermögen und Entschlossenheit. Das wäre ein wirkliches „investment for the future“.
von Alexandra Kienzl | Kolumnistin, Englisch-Lehrerin und ehemalige ff-Redakteurin
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