Außensicht

Autonomieverhandlungen: Kompatschers Transparenz

Unser Landeshauptmann und seine Autonomie. Wenn ich seine sage, ist damit immer die Autonomie-­Reform gemeint, denn nur um die geht’s ihm. Und wenn sie ihm jemand madig macht oder sie nur nicht versteht, verliert der sonst so Beherrschte gern die Contenance. So wie neulich, als er vom Besuch bei der Ministerpräsidentin aus Rom zurückkam und vom Heimatsender gefragt wurde, was er mitgebracht habe. Die Redakteurin dort war in Autonomie-, will sagen: Autonomiereform-Fragen ähnlich unbedarft, wie ich es bin. Sie verstand nichts, und zu ihrer Rechtfertigung schaltete sie – typisch Journalist! – in den Angriffsmodus: Das ganze Gewese um diese Reform sei doch reinste Geheimniskrämerei. Dem „Prozess“, ja, so hieß sie die Reform, fehle es an „Transparenz“.

Mangelnde Transparenz – waaas? Als ob den Landeshauptmann nie ein gemeinerer Vorwurf getroffen hätte. Ihn, die Korrektheit! die Nachhaltigkeit! und eben die Transparenz in Person! Schmollend kassierte er die Unterstellung und wies sie auf die ihm leider eigene Unart zurück: mit der Belehrung, dass ja alles „im Internet“ stehe, Artikel für Artikel, Komma für Komma, „16 Seiten lang“.

Hätte er nur nicht! Das Internet, lieber Landeshauptmann, ist keine athenische Agorá. Kein Marktplatz für den fröhlichen Wettstreit der Ideen. Es ist das Gegenteil: das „Netz“, in dem wir uns längst verheddert haben. Ich habe dem Landeshauptmann sofort gehorcht und bin mithilfe seiner präzisen Anleitungen ins Internet eingestiegen. Und siehe: Alles ward da, so wie von Professor Kompatscher im Fernsehen erklärt, alles, alles. Und gleich schloss ich die Datei wieder zu.

16 Internet-Seiten sind nicht Transparenz, sondern Versteckspiel. Für unverdorbene Mitmenschen ist diese Autonomie­reform wie weggesperrt. Weil oder obwohl sich niemand mehr interessiert dafür? Weiß nicht. Transparenz hieße Versammlungen, Diskussion, politischen Streit. Wenn freilich niemand hingeht, und nur noch ins Internet, tut’s der Kompatscher allein.

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