Außensicht

Klimaschutz: Nur Mut, Herr Brunner

Aus ff 03 vom Donnerstag, den 16. Januar 2025

Es recht zu machen jedermann, ist eine Kunst, die keiner kann“ ist ein Sprichwort, das ich mir immer gerne in Erinnerung rufe, wenn’s mal wieder Kritik am Geschriebenen gibt. Umweltlandesrat Peter Brunner scheint von diesem Sager noch nichts gehört zu haben, oder er hat es sich zum ehrgeizigen Ziel gemacht, ihn Lügen zu strafen. Laut Rai Südtirol beabsichtigt er, bei der Umsetzung des Südtiroler Klimaplans „alle Menschen mitzunehmen“.

Wer jemals versucht hat, ein Pizzaessen für mehr als zehn Personen zu organisieren, dürfte angesichts dieser Entschlossenheit auf die Knie fallen; wer gewahr wird, dass hier ein SVPler spricht, sich ungläubig die Augen reiben. Die Bevölkerung anzuhören, eine Balance zwischen den verschiedenen Interessen zu finden, ist ja kein Ansatz, den man bei der Umsetzung verschiedener Vorhaben (Großbauten, Aufstiegsanlagen, Forderung nach Aufhebung Nachtfahrverbot) von der Landesregierung gewohnt wäre. Umso löblicher, wenn Landesrat Brunner dies nun anders machen will.

Allein, uns fehlt die Zeit zu warten, bis jeden Einzelnen die Einsicht ergreift, dass jetzt in puncto Klimaschutz nun aber wirklich durchzugreifen und nicht bloß kosmetisch aufzuhübschen sei. Abgesehen davon scheint die Bevölkerung mehr als bereit, die Sache anzugehen: 2023 gaben von 1.028 Befragten in einer Umfrage von Eurac und Astat 80 Prozent an, sich Sorgen über die Klimakrise zu machen. Bemerkenswerte 56 Prozent wären sogar damit einverstanden, demokratische Verfahren, zumindest in Ausnahmefällen, vorübergehend aufzuheben, um im Klimaschutz schneller voranzukommen – und das nach den Pandemie-Erfahrungen. Auch die Vorschläge des Klimabürgerrats, einem Gremium aus Vertretern der Zivilgesellschaft, sind laut Fachleuten ambitionierter als der Klimaplan selbst.

Schiebt Brunner hier also den Falschen den Schwarzen Peter zu? Dass das so ist, verrät er selbst, wenn er der Wirtschaft finanzielle Anreize in Aussicht stellt, um ihr die ­Klimaneutralität schmackhaft zu machen – als ob diese nicht auch in ihrem ureigensten Interesse wäre, so sie denn fortbestehen will. Nur Mut, Herr Landesrat, kommen Sie ins Tun.

von Alexandra Kienzl | Kolumnistin, Englisch-Lehrerin und ehemalige ff-Redakteurin

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