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Außensicht
Wahlfieber: Hustensaft & Hochtouren
Aus ff 14 vom Donnerstag, den 03. April 2025
Ein erstes Kratzen im Hals, eine verstopfte Nase, ein leichtes Schauern. Hoffentlich nur eine kleine Erkältung. Doch dann der Moment der Erkenntnis, den heuer wohl viele hatten: Die Grippe hat zugeschlagen.
Ähnlich verhält es sich mit dem Wahlkampf. Erst hängt da ein Plakat – unschuldig, fast schüchtern. Dann taucht das erste Wahlprogramm auf, man stolpert über eine Ankündigung in der Zeitung. Und plötzlich, aus dem Nichts, ist es überall: Inserate, Wahlkampfauftritte, Feierabendbudel, Weißwurst & Wahlempfehlung. Die Kandidaten schwärmen aus wie hustende Kollegen in einem Großraumbüro, verteilen ihre Programme und verteidigen ihre Ideen mit der Überzeugung eines Patienten, der sicher ist, dass Schnaps gegen alles hilft. Und wie bei der Grippe fragt man sich: War das immer schon so oder wird es jedes Mal schlimmer?
Die SVP, jahrzehntelang das Immunsystem Südtirols, muss sich jetzt besonders anstrengen. Früher galt sie als robuste Abwehr gegen alles, was dem Land schaden könnte. In letzter Zeit wirkt sie eher wie eine überforderte Hausapotheke: Die alten Mittel helfen nicht mehr recht, und während man fieberhaft nach neuen Strategien sucht, machen sich kleine, freche Erreger breit, die an der Substanz nagen.
Die Traditionalisten glauben, dass früher alles besser war, als man Kinder noch mit Kräuterschnaps gesund pflegte. Die Grünen sind überzeugt, dass mit Bio-Tee und Nachhaltigkeit alle Wehwehchen verschwinden. Die Rechten setzen eher auf die radikale Antibiotika-Kur, egal ob die Nebenwirkungen heftig sind. Und Querdenker schwören, dass das politische System das eigentliche Virus ist. Mitten drin die Wähler, die sich fühlen wie Patienten im Wartezimmer: Die einen wollen das alte Rezept, das zwar nie perfekt war, aber keine bösen Überraschungen brachte. Andere sind bereit, neue Medikamente zu probieren – selbst wenn noch keiner weiß, was drin ist und welche Nebenwirkungen drohen.
Zum Glück sind Grippezeit und Wahlkampf bald vorbei. Aber leider ist nach der Grippe vor der Grippe – und nach der Wahl vor der Wahl. Hoffentlich reicht die Pause dazwischen fürs Erholen.
von Karin Köhl | Nachrichtenredakteurin bei Rai Südtirol und freie Journalistin
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