Wie die italienische Rechte den „disagio“ für sich nutzt. Und glaubt, in Verteidigungsstellung verharren zu müssen.
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
Aus ff 07 vom Donnerstag, den 16. Februar 2017
die Italiener leben eine paradoxe Situation in Südtirol. Rechtlich gesehen gehören sie der gesamtstaatlichen Mehrheit an. Praktisch gesehen sind sie jedoch eine Minderheit und abhängig von den Entscheidungen der deutschen Mehrheit. Ein Italiener in Südtirol zu sein, wird immer heldenhafter. Ihre Anzahl nämlich sinkt stetig – waren 1961 noch 34,3 Prozent der Südtiroler Bevölkerung italienischsprachig, waren es 2011 nur noch 23,4 Prozent, und 2041 werden es nur noch zwischen 17 und 19 Prozent sein. Auch der Südtiroler Landtag ist seit den vergangenen Wahlen 2013 zu einem deutschen Haus geworden. Die Zahl der gewählten italienischen Abgeordneten sank von acht auf fünf. Die Italiener, so heißt es vielfach, vermissen markante Leitfiguren in Politik, Wirtschaft und Kultur.
Kein Wunder also, dass das Thema des sogenannten „disagio“, das Unbehagen der Italiener, immer wieder in Wellen aufkommt. Auch jüngst war immer wieder davon zu lesen und zu hören. Man könnte das jetzt – wie so oft – kopfschüttelnd abtun. Man könnte sich gegenseitig die Schuld zuschieben, auf all das verweisen, was angeblich so toll und so gut läuft in diesem Südtirol – vor allem auch für die Italiener. Man könnte sich aber auch des Themas einmal etwas eingehender annehmen. Und eine ff-Ausgabe machen, in der sich alles um das eine dreht: die Italiener in Südtirol, ihr Leiden und ihre Hoffnungen, ihre Erwartungen und Pläne, ihr Leben und ihre Träume.
Wir lassen italienischsprachige Südtiroler ihre Sicht der Dinge erzählen – etwa Vinicio Biasi, Vizepräsident des Unternehmerverbandes und Microgate-Geschäftsführer, Monika Schivari, die Präsidentin des Roten Kreuzes Südtirol, oder die Schriftstellerin Bruna Dallago Veneri.
Wir haben einige italienischsprachige Südtiroler gebeten, uns in ihrer Muttersprache einen Text zu schreiben darüber, wie es sich hier lebt, was die Geschichte dieses Landes aus ihrer Sicht zu erzählen hat (Silvia Fabbi – Seite 52, Carlo Romeo – Seite 62, Alessandro Banda – Seite 72).
Kurzum: Wir haben versucht, einen Abzug der italienischen Seele Südtirols in dieses Heft zu packen. Sie können es auch als Bemühen oder auch als Anreiz verstehen für ein künftig noch besseres Miteinander in diesem Land.n
Wir wünschen Ihnen eine anregende ff-Lektüre!
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