Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

Aus ff 18 vom Donnerstag, den 04. Mai 2017

Hebamme Irene Delago
Zwei unterschiedliche Gesprächspartner an zwei unterschiedlichen Orten Südtirols – und doch handelten beide vom Anfang des Lebens, dessen Ende und dem, was sich so dazwischen abspielt: Norbert Dall'Ò im Gespräch mit der Hebamme Irene Delago im Sprengel in Kardaun © Ludwig Thalheimer
 

zugegeben, der Slogan der Südtiroler Hebammen für ihre neue Infokampagne mag auf Anhieb etwas befremdlich klingen und man muss ihn schon zweimal lesen, um die Tragweite seiner Bedeutung zu verstehen: „Die Hebamme holt das Beste aus dir raus!“ Aber ja, sie haben recht, es ist tatsächlich so. Der Hebamme wird ein Mensch im Ausnahmezustand anvertraut, und von ihrem Geschick hängt es nicht selten ab, wie ein Säugling seine ersten Lebensmomente verbringt. In Südtirol jedoch fristen die Geburtshelferinnen nur noch ein Dasein am Rande des Gesundheitswesens. Es gibt zu wenige, ihre Arbeit wird nicht wertgeschätzt, und so kommt die Betreuung von Frau und Kind immer mehr unter die Räder. Norbert Dall’Ò hat hinter die Kulissen geblickt – und ist auf viele enttäuschte, demotivierte aber auch wütende Hebammen getroffen. In unserer aktuellen Titelgeschichte „Wenn das Beste mit Füßen getreten wird“ (ab Seite 28) erzählt er ausführlich über den Hebammen-Aufstand – pünktlich zum Welttag der Hebammen am 5. Mai. Das Berufsbild kennt der ff-Chefreporter seit Kindheitstagen: Seine Großmutter Filomena Wegleiter war selbst Hebamme.
Philipp Achammer versucht seit insgesamt drei Jahren, das Beste aus der Südtiroler Volkspartei und aus sich selbst heraus zu holen. So lange ist er schon Parteiobmann, immerhin der jüngste in der Geschichte der Partei. In knapp zwei Wochen stellt er sich bei der Landesversammlung erneut der Wahl, Gegenkandidaten gibt es keinen. Aus diesem Anlass hat sich Alexandra Aschbacher mit dem 31-Jährigen zum Gespräch getroffen. Dieser gesteht: „Ich bin meinen eigenen Ansprüchen in diesen Jahren nicht gerecht geworden. Was mit mir an der Spitze der Partei passiert ist, ist mir noch zu wenig.“ Das ganze Interview finden Sie ab Seite 18: „Ich habe mich oft aufgerieben“.
Der ungarische Schriftsteller und Fotograf Péter Nádas nennt sein jüngstes Werk „Aufleuchtende Einzelheiten“ – es ist immerhin 1.300 Seiten dick – ein „monströses Werk“. Wir finden ja, er hat so ziemlich das Beste aus sich, seiner literarischen Schaffenskraft und seinem Leben herausgeholt. Georg Mair hat sich deshalb mit dem Weltautor getroffen – Nádas stellte Anfang dieser Woche sein Buch in Meran vor. Und traf auf einen Mann, „der immer höflich bleibt und auch im Mündlichen ganz genau sein will“ („Das Leuchten der Erinnerung“, ab Seite 44).

Wir wünschen Ihnen eine anregende ff-Lektüre!

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  • Péter Náda

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