Der Wahlerfolg der AfD in Deutschland schlägt Wellen bis nach Südtirol. Die Volksparteien stehen unter Schock, weil ihnen ganze Bevölkerungsgruppen wegbrechen. Kann die SVP dem entgegensteuern?
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
Aus ff 40 vom Donnerstag, den 05. Oktober 2017
erinnern Sie sich noch an Roland Atz? Den SVP-Politiker mit seinem berühmt-berüchtigten Zigeuner-Satz? Als er 1993 vor den Landtagswahlen mit einem Spruch vom Vergasen der Zigeuner in den Medien zitiert wird, war der Skandal in der Partei perfekt, sie schien vor einer Spaltung zu stehen. Zu der es nie kam, wie die Geschichte zeigt. Dafür wurde Atz mit unglaublichen 21.190 Vorzugsstimmen in den Landtag gewählt. Oder sagt Ihnen der Name Oswald Ellecosta noch etwas? Der war Bozner Vizebürgermeister und als ethnischer Hardliner in der SVP bekannt. Typen wie Atz und Ellecosta deckten über Jahre die rechte Flanke der Südtiroler Volkspartei ab. Mittlerweile sind ihr diese Politiker jedoch abhanden gekommen.
Wenn also der CSU-Parteichef Horst Seehofer nach den Bundestagswahlen gesagt hat, er wolle die „rechte Flanke“ seiner Partei schließen, könnte das genau so gut SVP-Parteiobmann Philipp Achammer sagen. Norbert Dall’Ò hat sich unter das SVP-Volk gemischt und festgestellt, dass sich „spürbare Nervosität“ breitmache. Wie es der SVP gelingen will, die rechte Wählerschaft zurückzuerobern – zu lesen in unserer Titelgeschichte ab Seite 14.
Alles andere als ein Hardliner war seinerzeit Andreas Fabi. Der gebürtige Vinschger war der erste Generaldirektor des einen Südtiroler Sanitätsbetriebes, stets auf Ausgleich bedacht, was ihm oft genug zum Verhängnis und zum Vorwurf gemacht wurde. Wenn die Betriebsleitung in diesen Wochen zum zehnjährigen Geburtstag des Betriebes durch alle sieben Krankenhäuser mit Events für die Mitarbeiter tourt, dann liegt es eigentlich nahe, sich auch mit jenem Mann zu unterhalten, der den Betrieb rund acht Jahre lang geführt hat. Das Interview mit Fabi finden Sie ab Seite 26.
Um die journalistische Flanke in Zukunft geschlossen zu halten, unterstützen wir als Wochenmagazin ff das Projekt „Beste Schülerzeitung im Land“. Der Wettbewerb richtet sich an die Schüler der Ober-, Berufs- und Fachschulen, und erstmals auch der Mittelschulen. Die Gewinner erwartet ein Besuch in Hamburg und des Zeit-Verlags.
Zum Schluss eine Richtigstellung: Die Senioren-Wohngemeinschaft in Klobenstein, über die wir im Porträt über Monique Barger geschrieben haben (ff 38/17), heißt nicht „Belmont“, sondern „Belmonte“. Wir bedauern den Fehler.
Wir wünschen Ihnen eine anregende ff-Lektüre!
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